Core-Satellite-Strategie: wie Anleger Investments clever kombinieren

Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer:

Momentan gibt es oft wenig Grund zur Freude. Eine Negativschlagzeile jagt die nächste und Krisen, wohin man schaut. Der Blick in die Geschichtsbücher zeigt uns jedoch, dass Krisen schon immer allgegenwärtig waren – doch keine Krise währt ewig. Jede Krise geht vorüber! Aus dem Blickwinkel der Geldanlage ist daher die entscheidende Frage: Wie kann man auch und gerade in Krisenzeiten von den langfristigen Kurschancen der Aktienmärkte profitieren? Dazu hat sich Dr. Klaus Mühlbauer, Referent für Kapitalmarktseminare, Gedanken gemacht.

Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.

Kostolany’s Schlaftabletten-Theorie auf dem Prüfstand

Kaum war der Corona-Schock verdaut, fielen Bomben in der Ukraine – und leider jetzt auch in Israel. Zudem sorgen zwar niedrigere, jedoch immer noch hohe Inflationsraten für ein tägliches Ärgernis im Supermarkt. Da ist es nicht einfach, bei seinen Geldanlagen und der eigenen privaten Altersvorsorge optimistisch zu bleiben.

Viele Anleger würden sich in unsicheren Zeiten nur zu gern die Bettdecke über den Kopf ziehen und nichts mehr von den Kapitalmärkten mitbekommen. Mein Rat: Sie sollten genau das tun! Der verstorbene Altmeister der Börse, André Kostolany, wird noch heute mit seinem berühmten Ausspruch zitiert:

„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“

Natürlich klingt das verlockend. Doch hat das jemals funktioniert? Wie stehen die Chancen, dass das auch heute mit dem Reichtum noch klappen kann?

Aus einer rollierenden Vergangenheitsbetrachtung (1987 bis 2022) des Weltaktienindex MSCI World, lassen sich vor allem zwei Erkenntnisse ableiten:

  1. Die breite Streuung in mehr als 1.500 Aktien kann Schwankungen reduzieren und zugleich langfristig zu tollen jährlichen Durchschnittsrenditen von 6 % bis 9 % führen.
  2. Wer langfristig – mindestens 15 Jahre – investiert war, konnte sich in der Vergangenheit über Kursgewinne freuen, ohne Verluste ertragen zu müssen. Die Haltedauer kann über Erfolg und Misserfolg von Aktieninvestments entscheiden. Weniger der Einstiegszeitpunkt, sondern vielmehr die Länge des Investitionszeitraums ist die ausschlaggebende Variable für langfristige Börsenerfolge: „It’s time, not timing.“
MSCI World Gewinn- und Verlustphasen
Quelle: www.fidelity.de eigene Darstellung basierend auf monatlich rollierenden Daten von 1987 bis 2022

Potenzial des Core-Satellite-Ansatzes in der Anlageberatung

Der Core-Satellite-Ansatz kann zu erstaunlichen Beratungserfolgen führen. Diese unkomplizierte Methode, ein Vermögen sehr klar zu strukturieren, ist durchaus wörtlich zu nehmen. Der englische Begriff „Core“ steht für den Kern eines Vermögens. Dieser Kern wird von sogenannten Satelliten umgeben.

Quelle: Dr. Klaus Mühlbauer, Die 133 wichtigsten Fragen und Antworten zur Vermögensanlage, S. 210

Was macht den Kern aus?

Das Wort Satellit leitet sich aus dem lateinischen Wort „satelles“ ab, was Begleiter bedeutet. Die Aufgabe von Vermögens-Satelliten ist schließlich, den Kern zu begleiten.

Unter Einbeziehung von Fondspolicen klappt der Core-Satellite-Ansatz besonders gut. Zum einen lassen sich sowohl der Kern als auch die Satelliten in Fondspolicen einbetten. 2 oder 3 weltweit investierende Aktien- oder Mischfonds könnten beispielsweise das Kerninvestment bilden. Themen-, Branchen- oder Regionen-Fonds begleiten die Core-Fonds als Satelliten. Wird diese Vermögensstruktur in Fondspolicen abgebildet, bietet das den Vorteil, dass Veränderungen durch Umschichten keine steuerrelevanten Tatbestände sind.

Zum anderen eignen sich Fondspolicen auch als alleiniges Kerninvestment für die Altersvorsorge. Alle weiteren Vermögensgegenstände von Kunden – ob Tagesgeldkonten, Oldtimer oder Goldmünzen – können als Satelliten eingeordnet werden. Das bietet sehr elegante Beratungsmöglichkeiten, denn Kunden schätzen bekanntermaßen Anerkennung und werden gern gelobt. Lässt Sie ein Kunde voller Stolz seinen neuen Oldtimer bewundern – ausgezeichnet: Das ist ein Satellit. Eine Kundin freut sich über gestiegene Zinsen auf ihrem Tagesgeldkonto – hervorragend: auch ein Satellit.

Fondspolicen als Beruhigungskomponente

Für viele Investoren sind selbst gemäßigte „Rutschpartien“ von Aktienfonds oft schwer auszuhalten. Zwar erkennt man mit dem „Kopf“ die langfristigen Chancen von Aktienmärkten und den auf breiter Front überwiegend positiven Trend der Kurse. Emotional jedoch sind kurzfristige Kursschwankungen schwer zu verkraften. Ein psychologisches Hilfsmittel muss her! Der langfristig ausgerichtete Kern kann dabei als „Fels in der Brandung“ dienen. Die kürzer positionierten Satelliten bieten ausreichend Möglichkeiten, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren.

Besprechen Sie besonders in Jahresendgesprächen den Core-Satellite-Ansatz mit Ihren Kunden. Die bestechend klare Struktur dieser Strategie wird bestimmt viele davon überzeugen, langfristig in Kerninvestments investiert zu bleiben.

Die Core-Satellite-Strategie bietet emotionalen Halt und kann dazu beitragen die psychologische Belastung, die mit dem ständigen Beobachten der Kurse verbunden ist, zu mildern. Dies erinnert an die Worte des berühmten Volkswirts John Maynard Keynes: „Drei Dinge treiben die Menschen zum Wahnsinn: die Liebe, die Eifersucht und das ständige Studium der Börsenkurse.“

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