1001 Anlagemöglichkeiten für den Ruhestand: Alternativen zur privaten Rentenversicherung oft nur temporär oder unsicher

Im letzten Teil der Artikelreihe haben wir gesehen, dass die private Rentenversicherung eine hohe Planungssicherheit bietet und eine lebenslange Absicherung für den Ruhestand darstellt. Tatsächlich sind diese Eigenschaften einzigartig.

Alternativen zur privaten Rentenversicherung sind entweder zeitlich begrenzt oder bieten keine hohe Planungssicherheit. Den Entnahmeplan, der aktuell als Alternative zur privaten Rentenversicherung viel diskutiert wird, haben wir bereits in Teil 2 dieser Artikelreihe genauer betrachtet. Nun beleuchten wir einige weitere mögliche Bausteine einer Ruhestandsplanung.

Immobilie

Bei einer Immobilie wird häufig ein beträchtlicher Teil des Vermögens in eine einzige Kapitalanlage investiert. Entgegen dem Grundsatz, Risiken zu streuen, wird die Immobilie dadurch oft ein sehr dominanter Baustein in der Ruhestandsplanung.

Eine Immobilie kann selbst genutzt werden, was die monatlichen Ausgaben reduziert, da Mietzahlungen entfallen. Alternativ kann sie vermietet werden, was zu zusätzlichen Einnahmen führt. Bei einem Mehrfamilienhaus ist sogar eine Kombination aus Eigennutzung und Vermietung möglich.

Auf der Kostenseite stehen die fortlaufenden Ausgaben für den Unterhalt der Immobilie. Zusätzlich können Kosten für die Pflege und Verwaltung von Haus und Grundstück anfallen, falls man sich nicht selbst darum kümmern kann oder möchte. Gerade im höheren Alter kann die Immobilie daher zur Belastung werden.

Auch Mietausfälle – etwa durch Leerstand oder problematische Mieter – können die Einnahmen beeinträchtigen.

Zudem findet bei einer Immobilie in der Regel kein Verzehr des Vermögens statt. Das bedeutet, sie ist nur sinnvoll, wenn das Ziel darin besteht, die Immobilie zu vererben oder auf eine Wertsteigerung zu spekulieren. Außerdem sollte man die eingeschränkte Flexibilität und das Risiko eines Wertverlusts vor dem Kauf sorgfältig bedenken.

Fazit in Bezug auf die 3 wichtigen Dimensionen (Planungssicherheit, Zeithorizont und Kapitalverzehr): Eine Immobilie bietet keine hohe Planungssicherheit für die Einnahmen im Ruhestand. Zwar kann der Zeithorizont lebenslang sein, jedoch erfolgt kein Kapitalverzehr.

Aktie

Anders als eine Immobilie sind Aktien in der Regel sehr liquide. Sie lassen sich schnell kaufen und verkaufen, was eine hohe Flexibilität ermöglicht. Aktien können durch Dividenden regelmäßige Einnahmen generieren und so das monatliche Einkommen im Ruhestand erhöhen. Auf der anderen Seite sind Aktien jedoch auch volatil, was bedeutet, dass kurzfristige Verluste möglich sind. Zudem sind Dividenden nicht garantiert – Unternehmen können die Dividenden kürzen oder sogar ganz aussetzen.

Ein aktuelles Beispiel aus dem DAX ist die Aktie der Bayer AG: In den letzten Jahren hat sich der Aktienwert mehr als halbiert.

In diesem Jahr wurde die Dividende zudem drastisch reduziert – von 2,40 € auf lediglich 0,11 € pro Aktie. Solche Entwicklungen zeigen deutlich, dass Dividenden keine verlässliche Einnahmequelle sind.

Ein weiterer Aspekt, der oft vernachlässigt wird, ist die emotionale Komponente. Unsicherheiten bei der Wertentwicklung können insbesondere im Ruhestand, wenn vielleicht eher Stabilität gefragt ist, zu einem erheblichen Stressfaktor werden.

Fazit in Bezug auf die 3 wichtigen Dimensionen (Planungssicherheit, Zeithorizont und Kapitalverzehr): Aktien bieten keine hohe Planungssicherheit für Einnahmen im Ruhestand, da Dividenden unsicher sind und der Wert der Aktien stark schwanken kann. Zwar kann der Zeithorizont lebenslang sein, doch wie bei der Immobilie findet in der Regel kein Kapitalverzehr statt.

Auszahlungsplan

Der Auszahlungsplan ist eine spezielle Form des Entnahmeplans. Im Gegensatz zum klassischen Entnahmeplan ist bei einem Auszahlungsplan der Auszahlungszeitraum im Voraus festgelegt. Er kann zum Beispiel 10 oder 20 Jahre betragen. Zudem besteht für mindestens einen Teil der Auszahlungen eine gewisse Sicherheit bezüglich der Höhe der Auszahlungen.

Dadurch bietet der Auszahlungsplan zwar nur eine zeitlich begrenzte Lösung, ermöglicht jedoch eine verlässliche Planung für den definierten Zeitraum.

Der Auszahlungsplan ist insbesondere für Menschen interessant, die eine klare Struktur und Vorhersehbarkeit bei der Nutzung ihres Vermögens wünschen. Er bietet ein Gleichgewicht zwischen Planungssicherheit und der gezielten Verwendung des Startkapitals, um den Konsum in bestimmten Phasen des Ruhestands zu sichern.

Im nachfolgenden Tool wird ein Auszahlungsplan auf Basis einer Serie von Festgeldanlagen veranschaulicht. Das vorhandene Startkapital wird auf ein Girokonto und Festgelder mit Laufzeiten von 1 bis 9 Jahren verteilt. Die resultierenden Rückzahlungen aus den jeweiligen Festgeldanlagen stehen dann im Jahr danach für die Auszahlungen zur Verfügung. Der Auszahlungsplan ermöglicht eine gut kalkulierbare und vorübergehende Sicherung der Einkünfte.


Beispiel (ohne Berücksichtigung von Kosten oder Steuern): Nehmen wir an, der Auszahlungsplan startet mit einem Startkapital von 200.000 €, und wir möchten über einen Zeitraum von 10 Jahren konstante monatliche Auszahlungen erhalten. Zu Beginn legen wir 21.867 € auf das Girokonto. Von diesem Betrag können wir im ersten Jahr jeden Monat rund 1.822 € als Auszahlung entnehmen. Das restliche Startkapital wird zu Beginn in Festgeldanlagen mit Laufzeiten von 1 bis 9 Jahren angelegt. Zum Beispiel zahlen wir 21.346 € auf ein Festgeldkonto mit der Laufzeit von einem Jahr ein. Dank der Verzinsung stehen nach Ablauf des Jahres rund 21.867 € zur Verfügung, aus denen wir dann im Jahr 2 die monatliche Auszahlung in Höhe von 1.822 € entnehmen. In Summe erreichen wir so durch die clevere Verteilung des Startkapitals eine konstante Auszahlung von 1.822 € pro Monat über die gesamten 10 Jahre.
Wenn wir die Auszahlungen an die Inflation anpassen möchten und eine um 2 % pro Jahr steigende Auszahlung anstreben, ändert sich die Verteilung des Startkapitals ein wenig. In diesem Fall ergäben sich im Vergleich zur Variante mit konstanten Auszahlungen im ersten Jahr etwas niedrigere monatliche Auszahlungen von rund 1.670 €, dafür im letzten Jahr mit 1.996 €, aber auch entsprechend höhere.

Wie der Entnahmeplan kann auch der Auszahlungsplan als Variante innerhalb einer Lebensversicherung umgesetzt werden. Dass die Umsetzung in einer Lebensversicherung vorteilhafter sein kann, haben wir im zweiten Artikel der Reihe anhand des Entnahmeplans bereits diskutiert.

Bei der Umsetzung innerhalb einer Lebensversicherung kann das konventionelle Sicherungsvermögen des Lebensversicherers, zum Beispiel in der Variante eines Hybridproduktes, genutzt werden. Alternativ können auch externe Anlagebausteine mit einer Absicherung, zum Beispiel eine strukturierte Anleihe einer Investmentbank, zum Einsatz kommen.

Bis heute ist der Auszahlungsplan in Deutschland leider noch nicht präsent, obwohl er mit Blick auf den Kundenbedarf durchaus Sinn machen kann.

Fazit zu den 3 wichtigen Dimensionen (Planungssicherheit, Zeithorizont und Kapitalverzehr): Der Auszahlungsplan kann mit hoher Planungssicherheit überzeugen. Zwar ist der Auszahlungsplan nur eine temporäre Lösung, dafür ist der Kapitalverzehr ein expliziter Bestandteil der Lösung.

Über die bisherigen 4 Teile der Artikelreihe haben wir einige Bausteine einer Ruhestandsplanung betrachtet. Im kommenden und letzten Teil setzen wir das Puzzle aus diesen Bausteinen zusammen. Dank einer weiteren Applikation können Sie anhand eines Startkapitals einen individuellen Ruhestands-Mix selbst zusammenstellen. Bleiben Sie dran!

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