
1001 Anlagemöglichkeiten für den Ruhestand: Der individuelle Ruhestandsmix
Bei der Ruhestandsplanung stehen viele verschiedene Möglichkeiten bei der Kapitalanlage zur Verfügung. Dabei ist es auch hier sinnvoll, „nicht alles auf eine Karte zu setzen“.
In den bisherigen 4 Teilen der Artikelreihe haben wir bei der Kapitalanlage einige Bausteine einer Ruhestandsplanung betrachtet. Je nachdem, wie groß der Wunsch nach Flexibilität, Rendite sowie nach Planungssicherheit ist, können diese Bausteine miteinander kombiniert werden.
Jetzt sind Sie an der Reihe!
Sie haben nun die Möglichkeit, ausgehend von einem Startkapital, aus 3 verschiedenen Anlagebausteinen einen individuellen Ruhestandsmix zusammenzustellen. Die unten verlinkte Anwendung berechnet und veranschaulicht die Einnahmen in der Rentenphase aus dem zusammengestellten Mix. Folgende 3 Bausteine stehen zur Auswahl:
- ETF-Entnahmeplan aus Teil 2 der Artikelreihe
- Private Rentenversicherung aus Teil 3 der Artikelreihe
- Auszahlungsplan auf Basis einer Serie aus Festgeldanlagen aus Teil 4 der Artikelreihe
Beispiel:
Frau Meier hat für sich festgestellt (Teil 2 der Artikelreihe), dass ihr ursprünglicher Plan, ausschließlich mit einem Entnahmeplan ihren Lebensunterhalt bis zum 90. Geburtstag zu sichern, nicht sinnvoll ist. Sie entscheidet sich daher für einen ausgewogenen Mix aus mehreren Bausteinen. Ihr Startkapital von 360.000 € teilt sie auf 3 Anlagemöglichkeiten auf: eine private Rentenversicherung, einen Auszahlungsplan und einen Entnahmeplan mit Aktien-ETFs.
60 % des Startkapitals, 216.000 €, investiert Frau Meier in eine private Rentenversicherung, die ihr ein lebenslanges Einkommen garantiert – unabhängig davon, wie alt sie wird.
Zusätzlich reserviert sie 20 % ihres Kapitals für einen Auszahlungsplan, der ihr über die ersten 10 Ruhestandsjahre eine feste und planungssichere monatliche Zahlung bietet. Die verbleibenden 20 % des Startkapitals, 72.000 €, investiert sie in einen Entnahmeplan mit Aktien-ETFs, um weiterhin am Aktienmarkt zu partizipieren. Die Höhe der monatlichen Entnahme aus dem Entnahmeplan stellt sie mit 500 € recht konservativ ein. Mit dem Entnahmeplan bewahrt sie sich zukünftig die Flexibilität bei der Höhe der Entnahmen.
Sollten sich die Märkte wie erhofft entwickeln, ermöglicht ihr dieser Mix, die Gesamteinnahmen in den ersten 10 Jahren deutlich zu steigern. Aber auch bei einem unerwartet schwachen Kapitalmarkt kann Frau Meier dank der regelmäßigen und planungssicheren Einnahmen aus Auszahlungsplan und Rentenversicherung in den ersten Jahren auf ein stabiles Einkommen zählen. So kombiniert sie Planungssicherheit mit Flexibilität und einer Beteiligung am Kapitalmarkt.
Die monatliche Entnahme zu Beginn beträgt bei ihrem Mix rund 1.800 €. Nach 10 Jahren endet der Auszahlungsplan und die monatlichen Einnahmen betragen dann noch rund 1.300 €. Im 16. Jahr endet in der Simulation auch der Entnahmeplan. Von da an erhält Frau Meier aus ihrem Ruhestandsmix nur noch Einnahmen aus der privaten Rentenversicherung. Und das, solange sie lebt.
Spannend wäre es doch für einen Kunden, wenn er ETF-Entnahmeplan, Auszahlungsplan und lebenslange Renteneinnahmen in einem Lebensversicherungsprodukt flexibel und steueroptimiert miteinander kombinieren könnte.
Was bei der Ruhestandsplanung auch noch wichtig ist
In meiner Artikelreihe lag der Fokus auf der Kapitalanlage. Zur umfassenden Ruhestandsplanung gehören sicherlich viele weitere wichtige Aspekte, wie zum Beispiel:
- Liquidität sichern: Eine gute Liquidität stellt sicher, dass jederzeit genügend Mittel zur Verfügung stehen, um laufende Ausgaben der nächsten Monate decken zu können. Ohne ausreichende Liquidität könnte es nötig sein, dass langfristige Anlagen vorzeitig verkauft werden müssen, was zu unnötigen Verlusten führen kann. Der Betrag für die Liquidität kann einfach auf einem Girokonto gehalten werden.
- „Notgroschen“ aufbauen: Die Finanzreserve schützt vor unerwarteten Ausgaben für Reparaturen oder für medizinische Notfälle. Sie gibt finanzielle Stabilität und bewahrt das restliche Kapital. Der „Notgroschen“ kann auf einem Tagesgeldkonto angelegt werden, da er so kurzfristig verfügbar und zudem risikoarm investiert ist.
- Schulden tilgen: Bei noch nicht abbezahltem Wohneigentum können Sondertilgungen genutzt werden, was zukünftige Zinszahlungen erspart. Falls die Zinsbindung erst in einigen Jahren ausläuft und Sondertilgungen nicht möglich sind, kann der Betrag vorab auf einem Festgeldkonto angelegt werden. Konsum- und Dispokredite sollten nach Möglichkeit getilgt werden, um die monatlichen Fixkosten zu senken und finanzielle Freiräume zu schaffen.
- Schenkungen planen: Wenn Angehörigen eine größere Summe geschenkt werden soll, sollten die steuerlichen Freibeträge im Auge behalten werden. Eltern können ihren Kindern bis zu 400.000 € steuerfrei übertragen, Ehepartner bis zu 500.000 €, und Großeltern können Enkelkindern bis zu 200.000 € steuerfrei schenken.
- Biometrische Risiken absichern: Das Risiko „Langlebigkeit“ kann durch eine private Rentenversicherung abgesichert werden. Darüber hinaus ist es wichtig, das Risiko von Pflegebedürftigkeit und die möglichen steigenden Gesundheitskosten im Alter ebenfalls im Blick zu behalten. Auch diese Themen sollten in einer Ruhestandsplanung adressiert und entsprechende Vorsorgeoptionen geprüft werden.
- Wohnsituation überdenken: Wohneigentum kann finanzielle Sicherheit bieten, bindet aber auch einen erheblichen Teil des Vermögens. Zudem erfordert Wohneigentum Pflege und Unterhalt. Alternativen wie Immobilienverkauf, Umzug in eine kleinere Wohnung oder ein lebenslanges Wohnrecht können sinnvolle Optionen sein.
- Patientenverfügung erstellen: Eine Patientenverfügung regelt, welche medizinischen Maßnahmen im Falle der Entscheidungsunfähigkeit gewünscht oder abgelehnt werden. Eine Patientenverfügung entlastet dadurch Angehörige in schwierigen Situationen.
- Testament verfassen: Ein Testament stellt sicher, dass der Nachlass nach den eigenen Wünschen verteilt wird. Ohne Testament greift die gesetzliche Erbfolge, die nicht immer den persönlichen Vorstellungen entspricht. Insbesondere bei größeren Vermögenswerten wie Immobilien oder Unternehmensanteilen vereinfacht ein Testament die Nachlassregelung und ermöglicht steuerliche Vorteile. Wer Vermögen an die nächste Generation weitergeben möchte, sollte sich frühzeitig mit Erbschaftssteuer und Nachlassplanung auseinandersetzen.
Die Ruhestandsplanung ist komplex und vielschichtig. Dies sollte jedoch niemanden davon abhalten, sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Eine durchdachte Kapitalanlage basiert oft auf einem ausgewogenen Mix aus verschiedenen Bausteinen, angepasst an die persönliche Lebenssituation und die eigenen Ziele. Dabei hat häufig auch eine private Rentenversicherung ihre Berechtigung.
Eine kluge, flexible und individuelle Planung zahlt sich langfristig aus – für einen entspannten und finanziell abgesicherten Ruhestand.
Es kann sinnvoll sein, sich Unterstützung von Experten zu holen. Die Kosten für eine gute Beratung sind oft gut investiertes Geld, denn ein professioneller Blick kann helfen, Fehler zu vermeiden, Steuern zu sparen und die eigenen Vorstellungen realistisch zu verwirklichen.
Die Planung sollte regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Lebensumstände, finanzielle Möglichkeiten und der Kapitalmarkt ändern sich ständig. Die Ruhestandsstrategie sollte daran immer wieder neu ausgerichtet werden.