Transparenz in der Lebensversicherung: Droht der Branche ein „Dieselgate“?

Als ich vor Kurzem die Überschrift eines Presse-Artikels las, hatte ich mich schon darüber gefreut, dass endlich einmal das Thema „Transparenz in der Lebensversicherung“ angepackt wird. Doch anders als ich es vermutet hatte, ging es in dem Artikel um Geschäftsberichte und dergleichen. In der Tat wären mehr Informationen zu den Versicherungsunternehmen wünschenswert, denn so könnten sich Kunde und Vermittler ein besseres Bild vom Unternehmen machen.

Ich würde mich schon über ein wenig mehr Transparenz „im Kleinen“ freuen. Transparenz bei der elementaren Dienstleistung eines Unternehmens: dem Produkt. Konkret geht es mir um die Transparenz bei einem Spar- und Rentenprodukt in Bezug auf Kosten und Leistungen bzw. Chancen und Risiken. Vermittler und Kunde sollten ein klares und vor allem realistisches Bild darüber bekommen, welche Ablaufleistungen und welche Rentenhöhen später einmal möglich und wahrscheinlich sind.

In den letzten Jahren fallen den Lebensversicherern bei den Produkten, die in den 1990ern abgeschlossen wurden und nun auslaufen, die damals prognostizierten Ablaufleistungen auf die Füße. In der Euphorie der damals üblichen und recht attraktiven Überschussbeteiligung von hohen einstelligen Prozentsätzen, wurde diese Überschussbeteiligung bei Hochrechnungen der zukünftigen Leistungen über 20 oder 30 Jahre in die Zukunft projiziert. Im Ergebnis resultierte dies in fantastisch attraktiven (möglichen) Ablaufleistungen. Seit dem Jahrtausendwechsel sinkt jedoch die Überschussbeteiligung stark und beständig. Zwischen dem, was einmal in der Hochrechnung projiziert wurde und dem, was sich in der Realität tatsächlich ergeben hat, klafft eine erhebliche Lücke. Die tatsächlichen Ablaufleistungen liegen deutlich niedriger als die Prognosen von einst es suggeriert haben. Zweifelsfrei kann man hier mit dem Kopf argumentieren:

Diese Argumente sind absolut richtig, doch eine frühzeitige und proaktive Kommunikation in Richtung Kunden hätte vermutlich Schlimmeres verhindert. Stattdessen wurde dieser Sachverhalt einmal mehr von Presse & Co. zum Anlass genommen, auf die Branche einzuprügeln. Die Lebensversicherer stehen ein weiteres Mal am Pranger.

Ist es heute, 20 oder 30 Jahre nach diesen Hochrechnungen, besser um die Transparenz bei den Lebensversicherungsprodukten und deren mögliche Leistungen bestellt? Droht der Branche ein weiteres Debakel, vergleichbar mit dem der Automobilbranche jüngst?

Optimieren Lebensversicherer ihre Hochrechnungen ähnlich wie die Automobilindustrie die Abgaswerte ihrer Autos? Ist es für einen Lebensversicherer überhaupt möglich, Produkte bei einer Hochrechnung optimistisch(er) darzustellen?

Genau diesen Fragen gehe ich in meinem neuen Artikel der #Klartext-Reihe nach. Schauen wir uns dazu die einzelnen Phasen einer Rentenversicherung einmal genauer an und beginnen wir mit der Sparphase.

Sparphase

Zeit ist ein wertvolles Gut. Dies gilt insbesondere auch für Finanzanlagen, dem Zinseszinseffekt sei Dank. Kosten schmälern dagegen die Rendite einer Kapitalanlage, daher liegen bei der Sparphase einer Rentenversicherung die Kapitalanlage sowie die mit dem Produkt und der Anlage verbundenen Kosten im Fokus.

Doch wie wird die Kapitalanlage in den nächsten Jahren laufen? Welche Performance ist zu erwarten? Wie viel bekomme ich am Ende des Vertrages raus? Verschiedene Ansätze versuchen Antworten auf diese Fragen zu geben.

Hochrechnung mit konstanter Wertentwicklung (der deterministische Ansatz)

Der einfachste Weg zur Beantwortung der Frage, wie viel Geld am Ende des Vertrages vorhanden sein könnte, ist die klassische Hochrechnung auf Basis einer konstanten Wertentwicklung der Kapitalanlage.
Dieser deterministische Ansatz hat immer noch nicht ausgedient. Es gab ihn schon vor 20 Jahren. Die Prognosen zu den zukünftigen Leistungen basieren dabei in der Regel auf konstanten Wertentwicklungen von beispielsweise 3 %, 6 % und 9 % (pro Jahr).

So einfach und leicht verständlich der Ansatz auch ist, so irreführend ist er auch. Keine Kapitalanlage weist eine konstante Wertentwicklung auf – außer vielleicht seit ein paar Jahren das Sparbuch mit 0 % Zins. Standardmäßig kommen bei diesen Prognosen keine negativen Prozentsätze zum Einsatz, allenfalls sieht man mal eine „0 %“. Als wenn eine Wertentwicklung von 0 % das Schlimmste wäre, was bei einer Fondsanlage passieren könnte.

Wenn im „Kleingedruckten“ zu den angenommenen Wertentwicklungen dann noch etwas steht im Sinne von „Die Beispielrechnung berücksichtigt keinen Abzug der jährlichen Fondskosten“, dann fällt es mir schwer, diesen Hochrechnungen Glauben oder Beachtung zu schenken.

Diese Aussage bedeutet nämlich schlichtweg, dass der angenommene Wertentwicklungssatz von z. B. 3 % (pro Jahr) die Kosten in der Kapitalanlage einfach ausblendet. Man muss sich also selbst auf die Suche nach den Kosten machen und wenn man Glück hat, wird man schnell fündig. Diese Kosten können je nach Kapitalanlage durchaus 1, 2 oder 3 % pro Jahr betragen. Der Unterschied, ob eine Kapitalanlage 3 % oder 1 % (pro Jahr) macht, ist enorm. Nehmen wir mal einfach 30 Jahre Laufzeit und einen Anlagebetrag von € 1.000 jährlich an, dann macht das, ohne Berücksichtigung von weiteren Kosten, wie z. B. durch den Versicherungsvertrag, am Ende eine Differenz von gut € 14.000 aus. Das ist bei einem eingesetzten Kapital von € 30.000 sehr viel Geld!

Richtig falsch wird eine solche deterministische Hochrechnung dann, wenn zwar nicht die Kosten der Kapitalanlage, aber deren Rückflüsse an den Kunden („Kickbacks“) im Rahmen der Überschussbeteiligung eingerechnet werden. Ganz nebenbei sind diese Überschüsse natürlich nicht garantiert und können zukünftig null sein. In diesem Kontext kann man dann schon von einem „Tuning“ der Hochrechnung sprechen, oder nicht?

Hauptkritikpunkt an der Hochrechnung mit einfachen und beliebigen konstanten Prozentsätzen ist aber aus meiner Sicht ein anderer Sachverhalt: Vermittler und auch der Kunde fühlen sich vermutlich wohl mit einem konstanten Prozentsatz. Sechs Prozent Wertentwicklung (pro Jahr) kann man sich leicht vorstellen und liegt vielleicht im Rahmen von dem, was man häufiger im Fernsehen oder bei sonstigen Medien hört.

Unklar bleibt dabei aber völlig, ob dieser Prozentsatz bei dem Produkt und der Kapitalanlage überhaupt möglich oder realistisch ist. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass die zugrunde gelegte Kapitalanlage und das zugehörige Asset-Management gerade die angenommene Performance von 6 % oder 9 % (pro Jahr) tatsächlich erbringen kann, bleibt im Dunkeln.

Aussagen im Rahmen dieser Hochrechnungen im Sinne von „Die Wahrscheinlichkeit einer besonders hohen beziehungsweise niedrigen Wertentwicklung ist sehr gering“, helfen hier auch nicht wirklich, die Prozentsätze besser einordnen zu können.

Liest man zudem noch im Kleingedruckten sinngemäß, dass „die Beispielrechnungen unverbindlich sind. Sie ausschließlich der Veranschaulichung dienen. Aus dieser beispielhaften Darstellung keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Höhe der Altersrente und der Kapitalabfindung abzuleiten sind“, dann frage ich mich schon, was soll mir eine Hochrechnung denn eigentlich sonst sagen?

Ein weiterer gravierender Kritikpunkt an deterministischen Hochrechnungen mit einer konstanten (positiven) Wertentwicklung ist, dass diese gegenüber einigen Produkteigenschaften häufig „blind“ sind.

Erinnern wir uns an die Garantiefonds mit Höchststandsabsicherung. Bei Auflage wiesen diese Fonds trotz Garantie bei Laufzeitende eine hohe Aktienquote auf. Konstruktionsbedingt war aber bereits zur Auflage klar, dass über die Zeit diese Aktienquote planmäßig auf 0 % sinken wird. Dennoch wurden auch diese Fonds mit gut und gerne 6 % oder 8 % (pro Jahr) durchgängig bis zum Laufzeitende hochgerechnet. Dabei wurde zudem nicht berücksichtigt, dass ein recht abruptes Sinken der Aktienquote bis hin zum sogenannten Cash-Lock frühzeitig möglich war. Beide Sachverhalte können von deterministischen Hochrechnungen nicht abgebildet werden und werden dadurch massiv falsch dargestellt.

Schauen wir uns noch ein weiteres Beispiel dazu an. Dank der niedrigen und weiter sinkenden Überschussbeteiligung hat sich die Kapitalmarktpartizipation in den letzten Jahren bei den aktuell hoch im Kurs stehenden Select-Produkten reduziert (niedrigerer Cap und/oder niedrigere Partizipationsrate). Daher wird neuerdings auf das einstige Hauptverkaufsargument („Guthaben kann nicht sinken“) zu Gunsten einer attraktiveren Kapitalmarktbeteiligung verzichtet. Konkret bedeutet es, dass der Kunde neben der Überschussbeteiligung auch Teile seines Guthabens unter Risiko stellen und für eine höhere Kapitalmarktpartizipation aufs Spiel setzen kann.

Bei einer Hochrechnung mit konstanter Wertentwicklung von 6 % oder 8 % (pro Jahr) ist dieser Tausch aber immer sinnvoll und wird mit entsprechend hoher Ablaufleistung honoriert. Die Möglichkeit des Verlusts des eingesetzten Teils des Guthabens wird nicht dargestellt. Dass der Kunde immer die Kapitalmarktpartizipation wählt und damit dann auch noch immer richtig liegt, ist sehr, sehr unwahrscheinlich.

Ziehen wir ein Zwischenfazit:

Rendite-Risiko-Profile (der stochastische Ansatz)

Bei deterministischen Ansätzen werden zwei, drei mögliche zukünftige Kapitalmarktszenarien betrachtet. Dabei geht man davon aus, dass sich die Kapitalanlage etwa mit 2, 4 oder 8 % pro Jahr entwickelt.

Bei stochastischen Ansätzen werden nicht nur zwei oder drei Szenarien betrachtet, sondern einige tausend. Zudem wird innerhalb dieser Szenarien nicht von einer konstanten, sondern einer zufälligen Wertentwicklung ausgegangen. Für jedes dieser Szenarien kann der Verlauf des Vertragsguthabens und letztlich die zugehörige Ablaufleistung und Rendite ermittelt werden. Anhand der ganzen Szenarien ergibt sich so eine Verteilung der möglichen Ablaufleistungen bzw. Renditen. Diese Verteilung wird Rendite-Risiko-Profil genannt.

Wie genau sich eine Kapitalanlage in dem Szenario entwickelt, wird dabei in jedem Szenario zufällig auf Basis von Annahmen und Modellen ermittelt. Ein sehr, sehr einfaches Modell wäre zum Beispiel folgendes: Für jeden Tag innerhalb des Szenarios wird für die Kapitalanlage eine Münze geworfen. Liegt „Zahl“ oben, geht die Kapitalanlage etwas nach oben. Bei „Kopf“ entsprechend nach unten.

Die moderne Finanzmathematik hat dazu sehr zuverlässige Modelle entwickelt, derer man sich einfach bedienen kann. Bei jedem dieser Modelle muss der Anwender verschiedene Annahmen treffen, z. B. welche langfristig erwartete Rendite und Volatilität die Kapitalanlage bzw. die elementaren Anlageklassen (etwa Zins, Aktien, Rohstoffe) in Zukunft aufweisen werden.

Anhand dieser Modelle wird deutlich, dass das Rendite-Risiko-Profil eines Produktes von der Laufzeit abhängig ist. So hat eine Investition in Aktien für ein Jahr ein ganz anderes Rendite-Risiko-Profil als eine Investition mit einem Anlagehorizont von 20 oder 30 Jahren. Das Rendite-Risiko-Profil hängt auch von der gewählten Anlage ab. So ändert sich das Rendite-Risiko-Profil einer fondsgebundenen Rentenversicherung, wenn ein Renten-, ein Misch- oder ein reiner Aktienfonds ausgewählt wird.

Der stochastische Ansatz kann auch unternehmens- und produktspezifische Besonderheiten, wie z. B. die individuellen Kostenparameter oder die Umschichtungen bei dynamischen Hybridprodukten während der Laufzeit abbilden. Dies ist sehr wichtig, denn ein Select-Produkt gleicht nicht einem anderen Select-Produkt. Auch gleicht ein dynamisches Hybridprodukt nicht dem dynamischen Hybridprodukt eines anderen Anbieters.

Die stochastischen Ansätze können auch dazu verwendet werden, die einzelnen Produkte in Rendite-Risiko-Klassen einzustufen. Damit kann das mögliche Universum an Produkten recht zügig eingegrenzt werden, sofern das gewünschte oder benötigte Profil des Kunden bekannt oder zuvor ermittelt wurde.

Dennoch soll nicht verschwiegen werden, dass komplexe Modelle auch ihre Tücken haben. Modelle bilden naturgemäß die Realität nur vereinfachend ab. Sie leben stark von den Annahmen, mit denen man sie füttert. Diese sollten daher realistisch und transparent, aber auch zukunftsfähig ausgewählt sein. Es sollte auch klar und transparent kommuniziert werden, dass sich bei ändernden Annahmen die Ergebnisse ändern werden.

Rentenübergang

Wenn es teilweise oder ganz zur Verrentung kommt, spielt auch die Biometrie, genauer gesagt das Risiko der Langlebigkeit, eine Rolle. Beim Übergang in die Rentenphase ist daher der Rentenfaktor wichtig. Dies trifft vorrangig auf rein fondsgebundene Tarife zu, denn dort kann bei Vertragsbeginn aufgrund der Unsicherheit bezüglich der späteren Ablaufleistung kein fester Rentenwert in Euro angegeben werden. Der Rentenfaktor ist aber auch relevant, wenn ein Altersvorsorgeprodukt beispielsweise nur eine (partielle) Beitragsgarantie vorsieht – wie es etwa bei Hybridprodukten oder auch Varianten der modernen Klassik der Fall ist.

Der Rentenfaktor wird häufig als ein Geldbetrag pro € 10.000 Guthaben angegeben. Beträgt der Rentenfaktor beispielweise € 30, so bekommt der Kunde bei einem Guthaben von € 200.000 zum Rentenbeginn eine monatliche Rente von € 600 ausgezahlt. Der Rentenfaktor ist also ein Wechselkurs, zu dem beim Rentenübergang Guthaben in eine Rente umgetauscht wird.

Beim Rentenfaktor gibt es zwei zentrale Fragen:

Die Kombination dieser beiden Punkte kann dazu führen, dass ein Unternehmen mit weniger vorsichtigen Annahmen und einer 80%igen Garantie des Rentenfaktors letztlich eine höhere Garantie ausspricht, als ein Unternehmen mit vorsichtigeren Annahmen und einer 100%igen Garantie. Entscheidend ist also nicht die Höhe der Garantie, sondern die Höhe des absoluten garantierten Rentenfaktors.

Wichtig beim garantierten Rentenfaktor ist zudem, ob und unter welchen Umständen ein Rentenfaktor in der Zukunft durch das Unternehmen angepasst werden kann. Hier gab es bereits in der Vergangenheit Anbieter, die von dem vertraglich vereinbarten Recht der Anpassung Gebrauch gemacht haben.

So einfach die Grundidee des Rentenfaktors auch ist, die vielseitige Praxis macht es dem Vermittler und dem Kunden oft nicht leicht. Unterschiedliche Annahmen, unterschiedliche Garantiehöhen und auch unterschiedliche Bezugsgrößen bei den einzelnen Rentenfaktoren sorgen regelmäßig für Verwirrungen.

Häufig kommt bei der Berechnung der tatsächlichen Rente ein mehrstufiges Verfahren zur Anwendung. Bei Rentenbeginn wird die garantierte Rente, die sich aus dem Garantiekapital und dem garantierten Rentenfaktor ergibt, ermittelt. Diese garantierte Rente wird dann mit der Rente verglichen, die sich aus dem gesamten Guthaben unter Anwendung des dann gültigen Rentenfaktors ergibt. Die höhere der beiden ermittelten Renten wird ausgezahlt, wobei sich diese gezahlte Rente aus dem garantierten Teil und dem Rentenzuwachs zusammensetzt.

Diese Vorgehensweise beim Rentenübergang kann aber auch dazu führen, dass eine positive Performance der Kapitalanlage in der Sparphase von einer weiter steigenden Lebenserwartung neutralisiert wird. Ab Rentenbeginn kommt dann trotz der guten Performance letztlich nur die garantierte Rente zur Auszahlung. Der Rentenzuwachs ist dann gleich null. Für die tatsächlich zum Rentenbeginn ausgezahlte Rente sind also auch die Rechnungsgrundlagen beim Rentenübergang relevant. Daher kann ein Anbietervergleich und -wechsel zum Rentenübergang durchaus sinnvoll sein. Doch nicht nur die Startrente ist wichtig, sondern auch eine Reihe an weiteren Faktoren in der Rentenphase.

Rentenphase

In meinem früheren Artikel habe ich bereits erläutert, wie stiefmütterlich die Rentenbezugsphase von den Lebensversicherern behandelt und dass sich dies schon bald ändern wird. Die Rentenphase ist aktuell leider häufig noch rein klassisch.

In aktuellen Angeboten zu aufgeschobenen Rentenversicherungen bekommt man bei manchen Anbietern nur die Startrente genannt. Es fehlen jegliche Informationen über die mögliche Entwicklung der Rente während des Rentenbezugs. Dies erscheint mir jedoch bei einer Rentenversicherung ein wichtiges Element.

Andere Anbieter zeigen eine Illustration der möglichen Entwicklung der Rente im Rentenbezug auf Basis der aktuellen Deklaration. Diese Deklaration ist natürlich weder garantiert noch weiß man, wo diese Deklaration in 30 Jahren liegen wird.

Wichtig zu verstehen ist auch, dass der Rentenzuwachs, also der Teil der ausgezahlten Rente, der nicht garantiert ist, in der Regel auch während des Rentenbezugs unter Risiko steht. Der Rentenzuwachs kann gekürzt werden, wenn sich die Rechnungsgrundlagen nachteilig verändern. Eine Steigerung der angenommenen Lebenserwartung während des Rentenbezugs kann dann die Rente schmälern. Häufig fehlen dazu auch jegliche Informationen.

Der oft einzige Ankerpunkt in den Angeboten von Rentenversicherungen ist die ausgewiesene garantierte Startrente. Es ist aber sehr gefährlich, getreu dem Motto „was man hat, hat man“, sich bei der Auswahl der Rentenversicherung nur auf die Startrente zu fokussieren, denn im Rentenbezug spielen weitere Aspekte eine große Rolle:

Realistische und transparente Informationen bereits zu Vertragsbeginn und während der Laufzeit zu diesen Punkten zu erhalten, ist bei einer Rentenversicherung doch wohl mehr als nur „nice to have“.

Wie ist es nun um die Transparenz gestellt?

Die Produktlandschaft in der Lebensversicherung ist zumindest in der Sparphase sehr komplex geworden. Der „Zoo“ an verschiedenen Produktlösungen macht die Auswahl nicht einfach. Während sich die Produktlandschaft weiterentwickelt hat, ist die Darstellung von Chancen und Risiken eines Produktes weitestgehend veraltet geblieben.

Selbst ein so einfaches Produkt wie die fondsgebundene Rentenversicherung wird nicht richtig und einheitlich dargestellt, was aber im Wesentlichen auch auf den fehlenden Willen der Branche zurückzuführen ist. Kostensysteme und die Darstellung der möglichen Leistungen könnten nun wirklich einfacher und transparenter sein.

Während die Automobilindustrie den Status quo zu Abgaswerten etwas falsch dargestellt hat, ist es bei den Versicherern ein ganz anderes Thema. In den Hochrechnungen werden Aussagen über die Zukunft getroffen. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Prognosen über die Wertentwicklung von Kapitalanlagen sind naturgemäß schlichtweg nicht einfach. Zudem werden verschiedene Lebensversicherer naturgemäß die Zukunft des Kapitalmarktes und insbesondere die Performance der eigenen Kapitalanlage unterschiedlich einschätzen.

Dennoch, viele der Hochrechnungen in der jüngeren Vergangenheit sind eine tickende Zeitbombe. Und nur die Zeit und vielleicht noch der Kapitalmarkt werden entscheiden, wann sie zündet. Hier erscheint eine frühzeitige Kommunikation sinnvoll.

Viele Köche haben den Brei zumindest noch nicht viel besser gemacht: Weder Rating-Agenturen und Co., der Gesetzgeber noch die Branche selbst haben es geschafft, Klarheit und Transparenz in die Chancen und Risiken der Produktlandschaft zu bringen.

Der Gesetzgeber hat es mit zahlreichen Maßnahmen versucht. Zu nennen sind etwa die VVG-Reform, die Produktinformationsblätter für Riester- und Rürup-Verträge sowie letztlich die neu eingeführten Basisinformationsblätter. Aber viele Informationen zu bekommen, bedeutet leider nicht, dass die Informationen verständlich, einfach und transparent sind.

Rating-Agenturen und Produkt-Vergleicher wenden keine einheitlichen Standards an, weil es sie nicht gibt. Dies führt dazu, dass sich ihre Produkteinschätzungen unterscheiden. Unterschiedliche Standards führen dazu, dass sich nicht einmal bei den Rendite-Risiko-Klassen oder der Kostenquote ein einheitliches Bild ergibt.

Ein einheitlicher und transparenter Ansatz fehlt. Mit vernünftigen Rendite-Risiko-Profilen, die jedes Produkt in seiner Gesamtheit abbilden, würde sich auch jede Kostendiskussion erübrigen, insbesondere die Diskussion um Provisionen.

Durch das Profil wären Kosten und Leistungen sowie Chancen und Risiken auf einen Blick ersichtlich und vor allem vergleichbar. Wenn dabei dann das im Vergleich „bessere“ Produkt vielleicht eine etwas höhere Provision an den Vertrieb zahlt, kann mir das als Kunde egal sein. Ist ein einheitlicher und transparenter Ansatz nur ein frommer Wunsch oder schon bald Realität? Aus meiner Sicht ist nur relevant, dass wir zügig daran arbeiten und die deterministischen Hochrechnungen endlich hinter uns lassen.

Bis dahin heißt es für den Vermittler, sich intensiv mit den Produktinformationen der Lebensversicherer und den realistischen Performance-Chancen der verschiedenen Produkttechniken eingehend auseinanderzusetzen. Nur so kann das vom Unternehmen übermittelte Produktbild richtig eingeschätzt werden. Neben diesem Fach- und Produktwissen bleibt aber auch der gesunde Menschenverstand gefragter denn je.

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