„Nichts ist kölscher als die Fortuna“
Als unmittelbare Nachbarn in der Kölner Südstadt pflegen der Fußball-Drittligist Fortuna Köln und Canada Life seit einigen Jahren eine erfolgreiche Sponsoring-Partnerschaft. Wir haben mit Trainer Uwe Koschinat über die gerade zu Ende gegangene Saison, seine künftigen Ziele und die anstehende Fußball-WM gesprochen.
Uwe Koschinat: Wenn uns vor der Saison jemand Platz 8 in der Abschlusstabelle angeboten hätte, hätte ich sofort unterschrieben – immerhin galten wir für viele Experten als Abstiegskandidat. Trotzdem fällt die Bilanz nicht durchweg positiv aus: Bis Mitte März haben wir sogar um den Aufstieg mitgespielt, aber in den letzten neun Partien nur einen Punkt geholt. Zudem sind wir im Halbfinale des Mittelrheinpokals unglücklich ausgeschieden. Wir freuen uns über unsere Leistung, aber es wäre noch mehr möglich gewesen.
Welche Stärken hat Ihre Mannschaft?
Wir haben viele Spiele aufgrund unserer Athletik gewonnen und waren den Gegnern vor allem läuferisch überlegen. Auch die taktischen Vorgaben des Trainerteams hat die Mannschaft hervorragend umgesetzt. Die Zusammenstellung des Kaders hat sich als ausgesprochen harmonisch erwiesen.
Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?
Wir möchten unseren Kader für die kommende Saison breiter aufstellen, vor allem in der Offensive. In vielen Spielen haben uns die Alternativen von der Bank gefehlt. Wenn Leistungsträger verletzungsbedingt ausgefallen sind, konnten wir sie nicht adäquat ersetzen. Daher liegt der Fokus unserer Transferaktivitäten in der Sommerpause auf Spielern für die Offensive.
Sie sind seit 2011 Trainer von Fortuna Köln und haben Ihren Vertrag im Januar erneut verlängert. Welche mittel- und langfristigen Ziele haben Sie mit dem Verein?
Es ist uns gelungen, Fortuna Köln in der Dritten Liga zu etablieren. Jetzt lautet das Ziel, sich Schritt für Schritt weiter zu verbessern, ohne dafür unkalkulierbare finanzielle Risiken einzugehen. Wir setzen auf Beständigkeit. Als mittlerweile dienstältester Trainer der Dritten Liga arbeite ich seit vielen Jahren mit den gleichen Leuten im Betreuerstab zusammen. Diese personelle Kontinuität ist einzigartig im deutschen Profifußball.
Welche Rolle spielen Partner wie Canada Life für den Erfolg von Fortuna Köln?
Dass uns solche Unternehmen unterstützen, ist für den Verein überlebenswichtig. Nur mit Fernsehgeldern und Zuschauereinnahmen lässt sich Drittligafußball nicht finanzieren. Canada Life und Fortuna Köln sind verlässliche Partner mit der gleichen Strategie: Beide legen großen Wert auf wirtschaftliche Solidität und auf Kontinuität.
Die Fortuna feiert in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag. Was ist das Besondere an diesem Traditionsverein?
Nichts ist kölscher als die Fortuna. Es gibt viele Anekdoten aus der Vereinsgeschichte, die man sich gerne erzählt. Wir genießen ein positives Standing in der Stadt, die Menschen nehmen die Fortuna als sympathischen Klub wahr. Die Identifikation der Fans, der Spieler und der Verantwortlichen mit dem Verein ist ausgesprochen hoch.
Im Sommer steht die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland an. Welche Chancen hat die deutsche Mannschaft, ihren Titel zu verteidigen?
Deutschland gehört auf jeden Fall zu den Favoriten. Was die Qualität der Spieler und die Turniererfahrung angeht, bringt die Mannschaft alle Voraussetzungen für die Titelverteidigung mit. Allerdings sagt mir mein Gefühl, dass in diesem Jahr mal wieder eine südamerikanische Mannschaft dran ist. Ich lege mich fest: Weltmeister wird Brasilien oder Argentinien.
Wer wird die größte Überraschung des Turniers?
Ich tippe auf Mexiko oder Südkorea. Mexiko ist nicht nur technisch stark, sondern auch körperlich robust. Südkorea ist aufgrund der mannschaftlichen Geschlossenheit ein unangenehmer Gegner. Auch England wird deutlich erfolgreicher abschneiden als zuletzt. Sie haben sich souverän qualifiziert und verfügen über viele junge Top-Spieler.
Mit welchen Augen sehen Sie sich die WM-Spiele an – als Fan oder als Trainer?
Natürlich bin ich Fußballfan, aber ich verfolge die Begegnungen zwangsläufig auch aus der Trainerperspektive. Ich bin gespannt, welche taktischen Ansätze das Turnier prägen werden. Daraus leite ich mir bestimmt auch Erkenntnisse für meine eigene Arbeit ab.
Zur Person
Uwe Koschinat ist seit Sommer 2011 Trainer von Fortuna Köln. Damals übernahm er den Verein in der viertklassigen Regionalliga West. 2014 gelang der Aufstieg in die Dritte Liga: In der Relegation setzte sich der Traditionsklub aus der Kölner Südstadt gegen die zweite Mannschaft von Bayern München durch. Auch nach mittlerweile sieben Jahren ist ein Ende der Zusammenarbeit nicht in Sicht: Im Januar 2018 verlängerten die Fortuna-Verantwortlichen zum wiederholten Male den Vertrag mit dem 47-Jährigen.