Hybrides Arbeiten – Segen oder Fluch?

Britta Renno, Direktorin Personalmanagement und Unternehmenskommunikation

Jahrzehntelang sind die meisten von uns tagein, tagaus ins Büro gefahren. Der morgendliche Berufsverkehr oder der Feierabendstau waren für viele tägliche Begleiter auf ihrer Pendelstrecke.

Wer hätte noch vor 5 Jahren gedacht, dass sich die bestehende Arbeitswelt so schnell verändern kann. Und dann kam Covid … Mit einem Mal war das möglich, was so viele Jahre unmöglich erschien – das Arbeiten von zuhause. Selbstverständlich nicht für jeden, aber für viele uns.

Heute ist das hybride Arbeiten in vielen Firmen etabliert. Die Modelle variieren, aber mittlerweile hat das Home-Office einen festen Platz in der modernen Arbeitswelt, auch bei Canada Life.

Wenn man etwas Positives aus der Pandemie mitgenommen hat, dann diese Entwicklung – oder etwa nicht?

Nicht jeder scheint mit dieser Entwicklung glücklich zu sein – immer häufiger wird das Thema durchaus kontrovers diskutiert. Firmen, die einst Vorreiter in puncto hybrides Arbeiten waren, wollen ihre Belegschaft sogar wieder zurück ins Büro holen.

Aber woran liegt die unterschiedliche Einschätzung? Was ist das Erfolgsrezept für hybrides Arbeiten?

Ich persönlich denke, der Schlüssel zum Erfolg liegt im Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Sie müssen gut ineinandergreifen, damit es letztlich funktioniert:

Gemeinsames Zielbild

Hybrides Arbeiten kann nur funktionieren, wenn sich alle darüber klar sind, dass das eigentliche Ziel immer noch das gleiche ist – egal von wo aus die Arbeit erfolgt. Das Unternehmen muss gut funktionieren. In unserem Fall ist hier die Messlatte die Zufriedenheit unserer Kunden und Geschäftspartner.

Gute Kommunikation

Das Thema Kommunikation bekommt nochmal eine besondere Bedeutung, wenn man sich nicht mehr täglich sieht. Während man in der alten Welt einfach durch die offene Bürotür den Kollegen oder die Kollegin grübelnd vor dem Bildschirm gesehen hat oder auch selbst mal zur schnellen Problemlösung eine Bürotür weiterwandern konnte, erschwert die neue digitale Welt das Thema Kommunikation.

Was für ein Unternehmen am besten funktioniert, sollte man einfach ausprobieren. Ob tägliches digitales Stand-up-Meeting oder wöchentliche Teammeetings – der regelmäßige Austausch ist und bleibt auch in einer hybriden Arbeitswelt ein wichtiger Aspekt.

Socializing

Neben der regulären Kommunikation waren auch sogenannte „Coffee-Chats“ vor Corona fester Bestandteil eines Arbeitstages. Ob der schnelle Austausch in der Küche über den letzten Urlaub, das gemeinsame Mittagessen oder einfach der kurze Plausch am Kaffeeautomaten: All das sind Faktoren, die einen erheblichen Einfluss auf das Miteinander in Unternehmen haben.

Gerade in der hybriden Arbeitswelt sollte dem Socializing genügend Raum gegeben werden: ob als Coffee-Chat in der digitalen Form oder regelmäßig vor Ort im Büro.
Auch das Thema „Shared Desk“ kann dazu beitragen, dass man immer mal wieder andere nette Kolleginnen und Kollegen neben sich sitzen hat. Wir setzen hier in unserem neugestalteten Office in Köln auf die sogenannten Teamzonen, wo man sich freie Plätze buchen kann, aber trotzdem eine feste Anlaufzone für das eigene Team hat. Auch an den anderen Standorten planen wir eine Umgestaltung der Büros, um dem Socializing-Aspekt durch entsprechend gestaltete Flächen noch stärker Rechnung zu tragen.

Flexibilität

Jeder von uns hat ganz individuelle Bedürfnisse. Während der eine Höchstleistungen erbringen kann, wenn er ungestört im Home-Office arbeitet, braucht der andere vielleicht Kolleginnen und Kollegen als „Sparringspartner“ um sich herum, um kreative Konzepte zu entwickeln. Auch Neustarter haben am Anfang in der Regel noch andere Anforderungen als die „alten Hasen“. Das Zauberwort ist hier Flexibilität. Nicht immer stimmen die Anforderungen, die es vielleicht im Team gerade gibt, mit den eigenen Wünschen überein – hier ist ein Stück Augenmaß und Rücksichtnahme gefragt. Vielleicht kann man sich mit den Kolleginnen und Kollegen entsprechend arrangieren, damit alle zufrieden sind. Da die hybride Arbeitswelt für die meisten von uns noch Neuland ist, haben wir uns letztes Jahr entschlossen ein Pilotprojekt zu starten, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Unsere Kolleginnen und Kollegen können bis zu 4 Tage flexibel arbeiten und kommen mindestens einen Tag die Woche ins Büro – auf Wunsch natürlich auch mehr! So versuchen wir Flexibilität und die wichtige soziale Komponente miteinander zu verbinden.

All diese Faktoren können dazu beitragen, dass hybrides Arbeiten zum Erfolg wird.

Mein persönliches Fazit zu der Frage „Segen oder Fluch?“ ist ganz eindeutig: Segen. Hybrides Arbeiten trägt für mich ganz erheblich zu einer positiven Work-Life-Balance bei. Auch sonst überwiegen die Chancen.

Ein schönes Zitat von Henry Ford fällt mir abschließend dazu ein:

„Wenn man Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt ‚schnellere Pferde‘.“

Klar, die neue Arbeitsform bringt auch Herausforderungen mit sich, denen man sich stellen muss – aber nichts, was nicht mit einer Portion Pioniergeist lösbar wäre.

Ihre Britta Renno

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