Die Auswirkungen der Inflation auf Ihr Neugeschäft: Darauf ist zu achten

Im Neugeschäft wirkt sich die Inflation sowohl auf die Altersvorsorge als auch auf die Risikoabsicherung negativ aus. In beiden Fällen wird die Vorsorgelücke des Kunden größer. Bei der Produktauswahl ist daher auch das Thema Inflation zu berücksichtigen. Doch wie genau? Worauf ist zu achten?

Im Rahmen der Beratung zur Altersvorsorge kommt häufig ein Rentenlückenrechner zum Einsatz. Anhand von ein paar wenigen Eingaben, wie zum Beispiel Bruttolohn und Geburtsjahr, lässt sich die voraussichtliche Rentenlücke ermitteln. Üblicherweise kann dabei auch eine Inflationsannahme (zum Beispiel 2 % pro Jahr) berücksichtigt werden. Die Schlussfolgerung ist dann häufig: einfach eine Beitragsdynamik einschließen und das Thema Inflation ist gegessen.

Doch Achtung! So einfach ist das nicht. Eine Beitragsdynamik ist schön und gut, aber auch nur dann, wenn das Produkt gut ist. Oder würden Sie aktuell auf die Idee kommen, auf Ihr Sparbuch einen Sparplan abzuschließen und dann zum Inflationsausgleich eine Beitragsdynamik zu integrieren? Vermutlich nicht!

Bei der Altersvorsorge ist deshalb aktuell und mehr denn je auf das Rendite-Risiko-Profil des Produkts zu achten. Vergessen Sie unbedingt die klassische Hochrechnung mit 3/6/9 %. Sie bringt Ihnen rein gar nichts, wenn es darum geht, die realistischen Renditechancen des Produkts einzuschätzen! Und gegen eine hohe Inflation hilft nur eine hohe Rendite.

Ebenfalls wichtig bei der Altersvorsorge ist die Option auf eine anlageorientierte Rentenbezugsphase. Denn auch im Rentenbezug, der ja durchaus 20, 30 Jahre oder länger dauern kann, herrscht Inflation vor. Diese ist nur durch geeignete Rentensteigerungen aufzuhalten. Und für Rentensteigerungen braucht es eben auch eine gute Performance aus der Kapitalanlage!

Mit einer Risikoabsicherung soll die vorhandene Deckungslücke (zum Beispiel im Todesfall oder im Fall einer Berufsunfähigkeit) geschlossen werden. Das Problem dabei ist, dass sich durch die Inflation die tatsächliche Deckungslücke des Kunden über die Zeit erhöht. Eine Beitragsdynamik (oder auch Leistungsdynamik) einzuschließen, macht also auch hier Sinn.

Zu bedenken ist aber zusätzlich noch Folgendes: Beim Versicherer steigen durch die Inflation gegebenenfalls die Kosten für die Verwaltung und auch die Ausgaben für Leistungsfälle. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass die Überschussbeteiligung auch bei Risikoversicherungen sinkt.

Die Überschussbeteiligung verwendet man bei Risikoversicherungen häufig zur Beitragsverrechnung. Dies führt dazu, dass der Kunde statt des eigentlichen Beitrags (Bruttobeitrag) einen reduzierten Beitrag (Nettobeitrag) zahlt. Bei der Auswahl einer Risikoversicherung schaut man also am besten nicht nur auf den Nettobeitrag, sondern beschäftigt sich auch mit dieser „Brutto-Netto-Spreizung“.

Schauen wir uns dazu ein Beispiel an. Wir betrachten 2 Anbieter von Risikoversicherungen mit ansonsten gleichem Leistungsspektrum. Anbieter 1 hat im Neugeschäft einen Bruttobeitrag von 80 €. Seine derzeitige Überschussbeteiligung führt zu einer Beitragsverrechnung von 30 €. Der Kunde zahlt bei Anbieter 1 dadurch einen Nettobeitrag von 50 €.

* Es handelt sich hierbei lediglich um ein fiktives Rechenbeispiel.

Anbieter 2 kalkuliert etwas vorsichtiger und berechnet dadurch einen höheren Bruttobeitrag von 100 €. Aufgrund der aktuellen Situation in seinem Bestand oder eventuell auch aus Wettbewerbsgründen gewährt er eine deutlich höhere Überschussbeteiligung. Durch eine Beitragsverrechnung von 60 € liegt der Nettobeitrag bei Anbieter 2 nur bei 40 €. Er ist somit niedriger als bei Anbieter 1.

Wichtig ist: Der Kunde von Anbieter 2 müsste jedoch im „Worst Case“, wenn Anbieter 2 die Überschüsse auf 0 reduziert, den vollen Bruttobeitrag von 100 € zahlen. Bei Anbieter 1 wären es nur 80 €.

Nicht nur Ihr Neugeschäft, sondern auch Ihr Bestandsgeschäft ist von der Inflation betroffen. Was Sie bei Ihrem Bestandsgeschäft zu beachten haben und was Inflation mit dem Ablaufmanagement zu tun hat, erfahren Sie im nächsten und letzten Teil meiner „kurz & knapp“-Reihe.

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