Zum Investieren ist man nie zu alt!
Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer:
Endlich gibt es wieder Zinsen. Allerdings nicht für alle. Nennenswerte Tagesgeldzinsen zahlen Banken nur für neue Gelder. Bestandskunden bleiben weiterhin in der Niedrigzinsfalle gefangen. Doch selbst 2 oder 3 % Zinsen reichen nicht aus, um die Kaufkraft des Vermögens angesichts der aktuell hohen Teuerung zu erhalten. Erträge unterhalb der Inflationsrate werden zum Spielverderber der eigenen Altersvorsorge. Für Chancen auf inflationsausgleichende Renditen führt an langfristigen Investments kein Weg vorbei. Doch was machen Sparer, denen nur noch wenige Jahre bis zum Renteneintritt bleiben? Wie Investoren auch jenseits ihres 50. Geburtstags von langfristigen Investitionen profitieren können, dazu hat sich Dr. Klaus Mühlbauer, Referent für Kapitalmarktseminare, Gedanken gemacht.
Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.
Babyboomer: Was tun, wenn mit 17 noch nicht an 70 gedacht wurde?
Die Schlagersängerin Peggy March sang 1965 voll Überzeugung: „Mit 17 hat man noch Träume.“ Sie hatte recht: Mit 17 liegt das Leben noch vor uns. Auch in finanzieller Hinsicht. Idealerweise beginnt man deswegen bereits mit der Volljährigkeit fürs Alter vorzusorgen. Leider tun das jedoch die wenigsten.
Früher oder später wird jedem klar: „Du kannst nicht immer 17 sein.“ 1974 schmetterte Chris Roberts seinen gleichnamigen Song in der ZDF-Hitparade mit strahlendem Lächeln seinem Publikum entgegen. Eine spätere Schlagertextzeile lautet: „Einmal da wirst du 70 sein.“ Und genau dafür gilt es vorzusorgen. Auch im fortgeschrittenen Stadium seiner beruflichen Laufbahn! Wer also nicht bereits in jungen Jahren den monetären Grundstein für ein gutes Leben im Alter gelegt hat, kann damit auch noch mit 47 oder 57 beginnen. Besser spät als nie.
Plötzlich 50 – und was jetzt?
Aus 3 guten Gründen sollte man als Best Ager jenseits der 50 mit viel finanziellem Optimismus seiner „Rentengenuss-Phase“ entgegensehen:
- Senioritätsentlohnung: Mit zunehmendem Alter erhalten viele Arbeitnehmer mehr Gehalt.
- Liquiditätsmanagement: Nur sehr wenige „Neu-Rentner“ benötigen genau am Tag des Renteneintritts ihr gesamtes Vermögen in liquider Form.
- Vermögensstruktur: Die steigende Lebenserwartung bietet gute Chancen für langfristige Renditen.
Das Prinzip der Senioritätsentlohnung stützt sich auf berufliche Erfahrungen, die im Job eingebracht werden können. Wer mehr verdient, sollte überlegen, mehr auf die hohe Kante zu legen und damit sein finanzielles Ruhestandskissen komfortabel zu polstern.
Berufsjahre und Gehaltsgruppen (GG)
Berufsjahr | GG 6 | GG 7 | GG 8 |
---|---|---|---|
Im 6./7. | 3.741 € | 3.940 € | - |
Im 8./9. | 3.936 € | 4.169 € | 4.539 € |
Im 10./11. | 4.135 € | 4.409 € | 4.851 € |
Viele Menschen richten ihre gesamte Vermögensanlage zeitlich an dem Tag ihres Renteneintritts aus und verzichten oftmals auf langfristige Renditechancen. Warum eigentlich? Ist es nicht ein gewaltiger Denkfehler, dass man zum Rentenbeginn all sein Geld in liquider Form benötigt?
Und last, but not least gehen mit steigender Lebenserwartung gute Möglichkeiten für mittel- und langfristige Investitionen mit auskömmlichen Renditechancen einher. Wieso sollte beispielsweise eine 57-Jährige nicht ein Zeitfenster von 15 oder 20 Jahren für einen Teil ihrer Geldanlage ins Auge fassen? Nach dem durchschnittlichen Renteneintritt mit 64,4 Jahren* können Männer noch etwa 14 und Frauen sogar 19 Jahre ihren Ruhestand auskosten**. Anlagezeiträume, die sich bestens für mittel- und langfristige Anlageformen eignen. Zudem nimmt unsere Lebenserwartung weiter zu.
Inflation macht auch nicht halt vor Rentnern
Je älter Menschen werden, desto konservativer werden viele. Auch bei der Geldanlage. Zunächst werden Risiken abgewogen, dann erst die Chancen in Betracht gezogen. Allerdings werden Risiken zumeist auf Schwankungen und nominale Verluste reduziert. Das Risiko des Kaufkraftverlustes haben die wenigsten auf der Rechnung. Doch Geldentwertung stellt ein erhebliches Risiko dar. Aus Sicherheitsgründen sollten daher inflationsschützende Anlagen unbedingt ins Vermögen integriert werden. Sicherheitshalber breit gestreute Aktien- und Mischfonds. Ganz nach dem Motto: „Breit gestreut, nie bereut.“ Zumindest langfristig.
Wie kann man mit zunehmendem Alter investieren?
Für viele Geldanleger lautet die Devise offenbar: „Je älter, desto Sparbuch.“ Für rentable Investitionen ist es jedoch oft noch nicht zu spät. Leicht gesagt. Doch wie legt man sein Geld in den besten Jahren rentabel an? Der von Albert Einstein als das achte Weltwunder bezeichnete Zinseszins-Effekt benötigt schließlich 2 Komponenten: Rendite und Zeit.
Für Renditechancen kann langfristig ein individuell passender Aktienanteil im Vermögen sorgen. Warum also nicht einen Teil seines monatlichen Einkommens auch in fortgeschrittenem Alter in Aktienfonds investieren? Best Agers, die bereits über liquides Vermögen verfügen, sollten überlegen, einen Teil davon als Einmalbeitrag langfristig in Aktienfonds zu investieren. Die Faustformel für den „richtigen“ Aktienanteil lautet:
100 minus Lebensalter = individuell passender Aktienanteil
Entweder kombiniert man gezielt Sparkonto und Aktienfonds oder man deckt den Aktienanteil durch Investitionen in Mischfonds ab. Zwar locken diese Multi-Asset-Produkte nicht mit den üppigen Renditechancen von offensiv ausgerichteten Aktienfonds. Dafür fallen zumeist auch ihre Schwankungen deutlich geringer aus.
Weisen Sie am besten gleich heute Ihre Kunden auf unterschiedliche Chancen und Risiken der Geldanlage hin. Betonen Sie dabei das Risiko der Geldentwertung und bieten Sie Lösungen in Form langfristiger inflationsschützender Aktien- und Mischfonds an.
Bezüglich der Altersvorsorge formulierte der amerikanische Schriftsteller Tennessee Williams sehr treffend: „Du kannst jung sein ohne Geld, aber du kannst ohne Geld nicht alt sein.“