Vermögensstruktur: sicherheitshalber Aktien

Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer:

Die hohe Inflation ist aktuell eines der dringlichsten Themen unserer Zeit. Neben den laufenden Einkäufen im Supermarkt betrifft die Teuerung vor allem unser Vermögen! Besonders unsere Ersparnisse gilt es langfristig gegen Inflation abzusichern, denn aus heutigem Vermögensbestand können zukünftige Rentenzahlungen werden. Wie man seinen Vermögensbestand langfristig gegen Kaufkraftverlust und weitere Risiken schützen kann, dazu hat sich Dr. Klaus Mühlbauer, Referent für Kapitalmarktseminare, Gedanken gemacht.


Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.

 

 

 

 

 

Aktien: Das müssen Sie wissen

Eines der wohl bekanntesten Zitate des Altmeisters der Börse, André Kostolany, lautet: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich!“

Aktien gelten jedoch als Risikopapiere. Schwankungen – bis hin zum Börsencrash – werden dafür als Begründung angeführt. Vergisst man dabei die Sicherheitsfaktoren von Aktien, macht man einen verhängnisvollen Fehler. Gerade breit aufgestellte und langfristig ausgerichtete Aktienportfolios können eine Absicherung gegen zwei große Sorgen unserer Zeit bieten: Inflation und Währungsinstabilität.

Inflationsschützende Sachwerte: Aktien

Die aktuell hohen Inflationsraten verdeutlichen: Wenn die Höhe unseres Vermögens nicht mindestens in Höhe der Teuerung zunimmt, werden wir de facto jeden Tag ein wenig ärmer. Um das zu verstehen, muss zwischen nominalen Größen (sprich den Eurobeträgen) und realen Größen (wie viel man sich tatsächlich kaufen kann) unterschieden werden. Reale Wertzuwächse, also Werte nach Abzug der Inflationsrate, lassen sich einfach berechnen:

Nominale Werterhöhung – Inflation = reale Werterhöhung bzw. reale Wertminderung

Selbst wenn der aktuelle „Inflations-Hurrikan“ von über 7 % zu einem „Teuerungs-Wind“ von 3 % abflauen würde, bliebe das Ergebnis einer realen Wertminderung bei Zinstiteln sehr wahrscheinlich dasselbe. Wie man’s auch dreht und wendet, der nominale Sparbuchsaldo in Höhe von 10.000 € bleibt bei einer Verzinsung von 0 % gleich. Das böse Erwachen kommt jedoch in gar nicht mal so ferner Zukunft, wenn man sein Sparguthaben in Waren und Dienstleistungen „eintauschen“ möchte.

Die Tabelle zeigt, wie viel Vermögenszuwachs in den vergangenen 10, 15 und 20 Jahren notwendig war, um die Kaufkraft von 10.000 € zu erhalten, und wie man mit durchschnittlichen historischen Renditen unterschiedlicher Anlageklassen, wie Cash, Bonds und Aktien, die Kaufkraft erhalten konnte – oder eben auch nicht.

10.000 €InflationSpareckzins*Rendite 10-jährige
Bundesanleihe
Rendite DAX
in %in €in %in €in %in €in %in €
Dez. 2011
bis Dez. 2021
1,4011.4920,1310.1310,4810.49010,426.896
Dez. 2006
bis Dez. 2021
1,4912.4840,3610.5541,4412.3926,023.966
Dez. 2001
bis Dez. 2021
1,5113.4950,5611.1822,0815.0945,830.883
Quellen: www.dai.de; www.fmh.de; https://www.zinsen-berechnen.de/zinsrechner.php

Mit Aktien konnte man in der Vergangenheit den erlittenen Kaufkraftverlust oft mehr als ausgleichen, und das, obwohl viele negative Ereignisse die Aktienkurse auch mal in den Keller rauschen ließen. Man denke nur die Finanzmarktkrise 2008/2009 oder den Corona-Crash 2020. Zudem wird der DAX meistens als Performance-Index dargestellt. Bei dieser Berechnung fließen Dividenden mit ein. Dividendenzahlungen tragen ebenfalls zum Inflationsschutz bei. Auch die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen lag in der Vergangenheit teilweise über der Inflationsrate. Zinsen in ausreichender Höhe sind aktuell am Horizont jedoch noch lange nicht erkennbar.

Sparbuch-Fans können entweder wie ein „Sparbuch-Kaninchen“ vor der „Inflations-Schlange“ verharren oder sie ergreifen jetzt die Chance, auch mithilfe von Aktienerträgen, die Kaufkraft ihres Vermögens langfristig zu erhalten.

Die folgende Grafik zeigt die Differenz zwischen Sparbuchzins und Inflationsraten der vergangenen 10 Jahre. Insbesondere seit Anfang 2021 bewegen sich beide Linien zunehmend auseinander.

Zeitraum Mai 2012 – Mai 2022; Quelle: www.fmh.de

Der „Preis“ für die Chance auf Inflationsschutz durch langfristige Aktienerträge ist – und war schon immer – die Akzeptanz von kurzfristigen Schwankungen.

Kurzfristige SchwankungenLangfristiger Kaufkraftverlust
Sparbuchkeinehoch
Aktienhochgering/keiner

Wagt man einen Blick in die Zukunft, dann veranschaulicht die Tabelle, wie viel Vermögenszuwachs notwendig sein könnte, um die Kaufkraft von 10.000 € zu erhalten. Wiederum wird deutlich, dass langfristig vor allem Sachwerte wie Aktienfonds vor Inflation schützen können.

10.000 €InflationSpareckzins*Rendite 10-jährige
Bundesanleihe
Rendite DAX
in %in €in %in €in %in €in %in €
Jan. 2022
bis Jan. 2032
3,013.4390,5010.5112,012.1906,017.908
Jan. 2022
bis Jan. 2037
3,015.5800,5010.7772,013.4596,023.966
Jan. 2022
bis Jan. 2042
3,018.0610,5011.0492,014.8596,032.071
Quelle: https://www.zinsen-berechnen.de/zinsrechner.php

Sollte die Inflation gekommen sein, um zu bleiben, dann sollten auch Aktienfondsinhaber langfristig – beispielsweise in Fondspolicen – investiert bleiben!

Währungsschützende Sachwerte: Aktien

Gerade zu Beginn der Finanzkrise 2008/2009 hatten viele Anleger Sorgen um unsere Gemeinschaftswährung Euro. Auch heute, viele Billionen Euro an Staatsverschuldung später, treiben Währungsunsicherheiten einigen Investoren Sorgenfalten auf die Stirn.

Um sich vor möglichen Währungsturbulenzen zu schützen, sollten sich Investoren auch an Unternehmen beteiligen, denn Währungsräume haben Grenzen, Unternehmen jedoch nicht. Auf zahlreichen Aktien waren schon einige Währungen aufgedruckt: Reichsmark, DM und Euro. Die Firma Siemens (gegründet am 1. Oktober 1847) gibt es beispielsweise schon deutlich länger, als die Bundesrepublik Deutschland (gegründet am 23. Mai 1949) existiert. Was über die Jahrzehnte immer gleich geblieben ist, ist die Gewinnerzielungsabsicht von Unternehmen – egal in welcher Währung.

Der Anlagehorizont ist entscheidend

Entgegen den langfristigen Sicherheitsaspekten von Aktien dienen sie seit jeher auch als kurzfristige Spekulationsobjekte. Spekulanten möchten mit Aktien möglichst schnell reich werden!

Die Notwendigkeit von langfristigen Aktienengagements kann man wohl kaum besser zum Ausdruck bringen, als es André Kostolany benennt: „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird. Ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: Indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden!“


* Zinssatz für Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist von 3 Monaten

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