Produktvergleiche in der Lebensversicherung – Zusammenfassung und Fazit

Die Produktlandschaft in der Lebensversicherung ist zumindest in der Sparphase sehr komplex geworden. Der „Zoo“ an verschiedenen Produktlösungen macht die Auswahl nicht gerade einfach. Aber während sich die Produktlandschaft weiterentwickelt hat, ist die Darstellung von Chancen und Risiken eines Produktes die alte geblieben: Klassische Hochrechnungen überwiegen, obwohl diese Form der Prognoserechnung zahlreiche Schwächen hat.

Einige dieser Schwächen sind hausgemacht, wie zum Beispiel die uneinheitliche Behandlung von Kosten der Kapitalanlage und den Kickbacks. Die verwendeten Prozentsätze sind häufig nicht vernünftig auf die Kapitalanlage abgestimmt. Sie geben keine Auskunft über die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Prozentsatz realisiert wird.

Einige der Schwächen sind systembedingt: So können beispielsweise implizite Garantiekosten innerhalb des Produktes nicht sinnvoll abgebildet werden. Umschichtungen auf Policen- oder Anlagenebene werden durch die Annahme einer konstanten Wertentwicklung systematisch falsch eingeschätzt. Auch die Kapitalmarktpartizipation bei den Select-Produkten wird bei den üblichen Hochrechnungen leider viel zu optimistisch dargestellt.

Sinnvolle Aussagen zum Rendite-Risiko-Profil eines Produktes sind auf Basis von klassischen Hochrechnungen einfach nicht möglich. Und damit sind auch keine Aussagen zur Wahrscheinlichkeit möglicher Ablaufleistungen möglich.

Die einzelnen Produkttypen unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter: Ein Hybridprodukt oder ein Select-Produkt gleicht keinem anderen derselben Gattung. Die wesentlichen Faktoren des Produktdesigns unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter und über die Zeit: zum Beispiel die Fondsauswahl, die Ausgestaltung der Derivate (Cap, Partizipationsrate, Index) oder der Wertsicherungsfonds (Absicherungsmechanismus, Index). Diese Faktoren haben zentralen Einfluss auf die Performance-Chancen des Produktes. Aber sie werden bei den herkömmlichen Produktvergleichen und der klassischen Hochrechnung einfach ausgeblendet.

„Produktvergleiche bei Rentenversicherungen stützen sich häufig nur auf die mögliche Ablaufleistung und die Startrente. Dabei gibt es zahlreiche Elemente auch im Rentenbezug, die mindestens genauso wichtig sind.“

Bis es einen einheitlichen und vernünftigen Standard bei der Darstellung von Chancen und Risiken gibt, heißt es für den Vermittler: Er muss sich intensiv mit den Produktinformationen der Lebensversicherer und den realistischen Performance-Chancen der verschiedenen Produkttypen auseinandersetzen. Nur so kann er das vom Unternehmen oder von Produktvergleichen übermittelte Bild richtig einschätzen. Und nur so kann er seine Kunden korrekt und passend zu ihrem Bedarf beraten.

Klar ist aber auch: Neben solidem Fachwissen bleibt bei den klassischen Produktvergleichen und Hochrechnungen auch der gesunde Menschenverstand ein unverzichtbares Hilfsmittel.

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