Früh in Rente: Was Kunden von der FIRE-Bewegung lernen können

Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer

Die Debatte über ein immer höheres Renteneintrittsalter wird seit vielen Jahren intensiv geführt. Im Gegensatz dazu klingt es verlockend, bereits in jungen Jahren dem Arbeitsalltag Lebewohl zu sagen. Doch wie kann man sein Arbeitsleben so kurz wie möglich gestalten und trotzdem ein finanziell gesichertes Rentnerleben führen? 20 Jahre arbeiten und 40 Jahre Rentnerdasein genießen – wer kann denn so was? Und was haben finanzielle Unabhängigkeit und die globale „FIRE-Bewegung“ mit der eigenen Lebensarbeitszeit und einer frühen „Rentengenussphase“ zu tun? Darüber hat sich Dr. Klaus Mühlbauer, Referent für Kapitalmarktseminare, Gedanken gemacht.


Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.

 

 

 

 

 

FIRE-Bewegung: Eine Maxime, die Sie sich merken sollten

Frugalisten sind sehr bescheidene Menschen und eine ganz besondere Gruppe von Investoren. Sie leben sparsam und legen während ihres möglichst kurzen Arbeitslebens maximal viel Geld auf „die hohe Kante“. Zudem investieren sie äußerst renditeorientiert. Weltweit gibt es seit einigen Jahren Treffen der sogenannten „FIRE-Bewegung“. FIRE heißt: Financial Independence, Retire Early. Dabei soll eine finanzielle Unabhängigkeit während eines kurzen Erwerbslebens möglichst schnell erreicht werden und zu langfristig ausreichenden Einkünften führen. Am besten natürlich ohne später dafür noch einmal arbeiten zu müssen.

Anhänger der FIRE-Bewegung sind meist jung, verdienen gut und leben spartanisch. Für eine finanzielle Unabhängigkeit sind demnach diese drei Faktoren entscheidend:

  1. hohes Einkommen
  2. hohe Sparrate
  3. hohe Rendite

Die (sparsame) Mittelverwendung ist charakterisiert von maximalem Konsumverzicht. Gelder werden zudem nicht „unproduktiv“ auf Sparbüchern geparkt. Wie soll denn auch mit einem kurzfristigen Zins von 0 % der langfristige Renditehunger gestillt werden? Für die Anhänger der FIRE-Bewegung sind Strafzinsen nahezu bedeutungslos. Diese investieren lieber zu 100 % in renditeversprechende Anlagen. Wer nach langfristig maximaler Rendite strebt, weiß, dass kurzfristige Schwankungen – bis hin zum Börsencrash – ertragen werden können.

Ihre FIRE-Maxime lautet: „Wer früh beginnt, gewinnt!“

Die FIRE-Formel: Das müssen Sie wissen

Mit dieser Faustformel können Sie das notwendige Vermögen für einen frühen Ruhestand berechnen:

jährliche Ausgaben x 25 = Früh-Ruhestand

Doch woher leitet sich diese Formel ab?

Ein Beispiel für 2.000 € monatliche Kosten:

2.000 € x 12 = 24.000 €

24.000 € x 100 : 4 = 600.000 €

Bei 2.000 € monatlichen Kosten und 4 % erwarteter Rendite werden nach der FIRE-Formel 600.000 € benötigt, damit man dauerhaft davon leben kann. Wird eine geringere Rendite erwartet, erhöht sich der benötigte Geldbetrag entsprechend.

FIRE: Zu schön, um wahr zu sein?

So verführerisch diese einfache Berechnungsmethode auch klingen mag, lohnt sich doch eine detaillierte Analyse. Die angenommene Rendite von 4 % entspricht der Netto-Rendite. Das bedeutet: Steuern, Inflation, Produkt- und Beratungskosten und Weiteres sind bereits abgezogen.

Wenn man 2 % jährliche Inflation sowohl in der Anspar- als auch in der Entnahmephase und 2 % laufende Produkt- und Beratungskosten ansetzt: Dann müssen 8 % Brutto-Rendite erzielt werden, um bei 4 % Netto-Rendite zu landen. Steuerzahlungen können bei Fondspolicen dabei zunächst unberücksichtigt bleiben.

jährliche Kostenangestrebte Netto-Renditenominale Brutto-Renditebenötigtes Kapital
24.000 €1 %5 %2.400.000 €
24.000 €2 %6 %1.200.000 €
24.000 €3 %7 %800.000 €
24.000 €4 %8 %600.000 €

8 % Brutto-Rendite klingt nach wenig, betrachtet man die Aktienkursentwicklung der jüngeren Vergangenheit. Langfristig sind 8 % jedoch genau die Rendite, die das Deutsche Aktieninstitut für den DAX in seinem Renditedreieck ausweist.

Die Möglichkeit eines frühen Renteneintritts geht unweigerlich mit ausreichender Rendite für die Ersparnisse einher: FiRduR = Früh in Rente durch Rendite!

FIRE: Das können Kunden lernen

Die Investment-Philosophie der FIRE-Bewegung zeigt: Die Schlüssel zu finanzieller Unabhängigkeit sind: Ein früher Start sowie die Disziplin, Teile seines Vermögens langfristig und renditeorientiert zu investieren. Fondspolicen sind dabei passende Finanzinstrumente, um das Vermögen diszipliniert „aufzubewahren“.

Über allem steht für die meisten Investoren das GuliA-Prinzip: Gut leben im Alter. Diese Maxime trifft auf die Anhänger der FIRE-Bewegung bestimmt ebenso zu wie auf andere Investoren!

Bei der Altersvorsorge ist die Vorbereitungszeit ebenso entscheidend wie beim Sport: Gute Sommersportler werden im Winter gemacht und gute Wintersportler im Sommer. Und finanziell zufriedene Rentner werden schon früh im Arbeitsleben gemacht!

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