Die Rente auf einen Klick?

Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht vor, bis zum Jahr 2021 ein digitales Rentenportal einzuführen. Es soll die Bürger über ihre tatsächlichen Rentenansprüche aufklären. Fachleute bezweifeln jedoch, dass ein solches Portal allein wirklich weiterhilft.

Für viele Arbeitnehmer in Deutschland ist die gesetzliche Rente nicht die einzige Einkommensquelle im Alter. Sie sorgen häufig auch privat und mit einer betrieblichen Altersversorgung vor, weshalb man auch von einem „Drei-Säulen-Modell“ der Altersvorsorge spricht. Die unterschiedlichen Verträge und Berechnungsmethoden machen es jedoch schwer, ohne professionelle Hilfe herauszufinden, wie hoch die gesamten Einkünfte im Alter sein werden. Im Koalitionsvertrag ist die Umsetzung eines säulenübergreifenden Renteninformationsportals für die laufende Legislaturperiode festgeschrieben. Die Idee: Jeder Bürger soll die zu erwartende Rente auf einen Klick ermitteln können. Das Portal würde die Daten bündeln, vergleichbar machen und grafisch anschaulich darstellen.

Die MLP Finanzberatung hat Ende 2018 insgesamt 20 Versicherungsgesellschaften, die deutschlandweit auf einen Marktanteil von mehr als 50 % im Bereich der Altersvorsorge kommen, zu ihrer Einschätzung des säulenübergreifenden Rentenportals befragt. Danach ist sich das Gros der Versicherer einig: Klare Informationen über die künftige Rente würden dazu beitragen, dass die Bürger ihre Altersvorsorge aktiv angehen. Diese Aussage trifft für 65 % der Versicherer voll beziehungsweise überwiegend zu. Die Bereitschaft der befragten Versicherer, ein digitales Portal zu unterstützen, ist deshalb groß – auch wenn diese von 89 % im Jahr 2017 auf inzwischen 79 % gesunken ist.

Vorbild Schweden

Seit über zehn Jahren sammeln die Schweden Erfahrungen mit einem Onlinerentenportal mit Informationen von etwa 30 Rentenanbietern. Derzeit sind drei Millionen Nutzer registriert; das entspricht circa 55 % aller Schweden im erwerbsfähigen Alter.

Allerdings stellt aus Sicht der Versicherer die Vergleichbarkeit der verschiedenen Produkte über die drei Säulen der Altersvorsorge hinweg die größte Hürde bei der Einführung dar. 60 % der Befragten halten einen aussagekräftigen Vergleich beispielsweise von gesetzlicher Rente, Betriebs- und Riester-Rente nur mit erhöhtem Aufwand für möglich oder für nahezu unmöglich. Zusätzlich würden die Datenschutzanforderungen die Einrichtung eines solchen Portals erschweren.

Das Fazit der Fachleute: Erfüllt das Rentenportal entsprechende Voraussetzungen, kann es dem Verbraucher dabei helfen, Klarheit über seine Altersvorsorge zu gewinnen, und ihn dazu motivieren, rechtzeitig vorzusorgen. Alle Fragen kann es letztendlich jedoch nicht beantworten. Und auch bei der Frage, wie sich Rentenlücken schließen lassen, kann es nicht weiterhelfen. Hier ist die individuelle Beratung durch einen Fachmann unerlässlich.

 

Wie hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

Klicken Sie auf einen Stern, um den Beitrag zu bewerten!