Die goldenen Regeln beim Aktienkauf

Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer:

Der Kauf von Haushaltsgeräten kann viel Zeit beanspruchen. Erst googeln wir nach unterschiedlichen Modellen, dann folgt der Preisvergleich auf Plattformen. Kurz vor dem Kauf lesen wir dann reichlich Bewertungen. Anders an der Börse. Da hat man das Gefühl, es muss schnell gehen. Sekunden scheinen über künftige Gewinne zu entscheiden. Und genau dabei können entscheidende Fehler passieren. Welche einfachen Regeln sollten beim Erwerb von Aktien beachtet werden? Dazu hat sich Dr. Klaus Mühlbauer Gedanken gemacht.


Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.

 

 

 

 

 

Herdentrieb: Das müssen Sie wissen

An Analyse-Möglichkeiten für Investoren mangelt es nicht im Internet. Und doch sind Emotionen ein wesentlicher Treiber am Kapitalmarkt. Nicht umsonst reimen Börsianer: „Zwischen blanke Angst und nackte Gier passt am Markt kein Blatt Papier!“

Der Börsencrash im März 2020 hat das zyklische Agieren vieler Marktteilnehmer wieder einmal belegt. Fast schon panisch wurden alle möglichen Vermögenswerte zügig verkauft und Kasse gemacht. Nur die kleine Gruppe der Inhaber von Fondspolicen hat sich von den Kursbewegungen nicht verrückt machen lassen. Das war sehr gut! Denn überraschend schnell floss nach dem Markteinbruch ein hoher Cash-Anteil auch wieder in den Kauf von Aktien und Aktienfonds.

Extreme Gier: drei lehrreiche Beispiele

Die kurze, dramatische Angstphase ist seitdem der Gier gewichen. Und diese wird außerdem durch zwei Phänomene verstärkt:

  1. Finanz-Influencer in sozialen Medien, sogenannte „Finfluencer“
  2. überschnelles Handeln bei scheinbar offensichtlichen „Wenn-dann-Logik-Ketten“

Höchstgeschwindigkeit ist das Gebot der Stunde. Und dank mobiler Endgeräte wie Tablets können auch private Anleger beim Börsenhandel schnell und einfach agieren. Dass aber Geschwindigkeit nicht alles ist, zeigen drei Beispiele.

Kursexplosion der anderen Art: Elon Musks berühmte zwei Worte

Nachdem das Kapitol gestürmt wurde, war der Messenger-Dienst „Twitter“ Anfang Januar 2021 überlastet. Deshalb beschloss Tesla-Gründer Elon Musk, seine 40 Millionen Follower über den Messenger-Dienst „Signal“ mit Informationen zu versorgen. Er twitterte nur zwei Worte: „Use Signal“.

Ein Teil der „Elon-Fangemeinde“ verstand die Aufforderung zum Wechsel des Messenger-Dienstes offenbar als Aktien-Kaufempfehlung. Er startete deshalb in Höchstgeschwindigkeit den Kauf von Aktien des Unternehmens „Signal Advance Technologie Inc.“. Doch der Messenger-Dienst „Signal“ ist gar nicht börsennotiert! Der Aktienkurs von „Signal Advance“ kletterte rasant von 60 Cent auf 38 US-Dollar. Nach einer Nachricht durch das Unternehmen – „Wir sind das nicht!“ – bewegte sich der Kurs fast genauso schnell wieder in Richtung seines ursprünglichen Niveaus.

AktieGesellschaftISIN
„Ziel-Aktie“Messenger-Dienst Signalnicht börsennotiert
„Irrtums-Aktie“Signal Advance Technologie Inc.US82662L2097

Dieser dramatische Kursverlauf war von Elon Musk wohl kaum beabsichtigt. Bei „Finfluencern“ in den sozialen Medien ist das anders. Deren Geschäftsmodell baut schließlich darauf auf, sich von Unternehmen für Anlagetipps an ihre Follower vergüten zu lassen.

Scheinbare Logik-Ketten

Seit Ausbruch der Pandemie sind Videokonferenzen zur Standard-Kommunikation geworden. Gerade am Anfang der Pandemie waren viele Nutzer von „Zoom“ begeistert und wollten deshalb schnell Aktien des Anbieters erwerben. Die Aktien von „Zoom Technologies“ erlebten eine wahren Kursrausch: 220 % Anstieg in einer Woche. Aber dieses Unternehmen hat mit dem Videokonferenz-System gar nichts zu tun. Die „richtige“ Aktie wäre „Zoom Video Communications“ gewesen.

AktieGesellschaftISIN
„Ziel-Aktie“Zoom Video CommunicationsUS98980L1017
„Irrtums-Aktie“Zoom TechnologiesUS98976E4008

Auch der Hype um die Aktie des Spielehändlers „GameStop“ hat hohe Wellen geschlagen. Auf der Plattform „Reddit“ hatten sich zahlreiche Groß- und Kleinaktionäre zum Kauf von GameStop-Aktien verabredet. Auf der Gegenseite dieses „Flashmobs“ war der Hedgefonds „Melvin Capital“. Dieser hatte mit großen Short-Positionen auf fallende GameStop-Kurse gewettet – und dabei 6 Mrd. US-Dollar an Vermögen eingebüßt.

Fast unbemerkt blieb bei dieser medienwirksamen Kampagne Folgendes: Einige Marktteilnehmer hatten sich nicht an GameStop in New York, sondern am australischen Nickel-Produzenten GME Ressources Ltd. beteiligt. Für beide Unternehmen wird dasselbe Börsenkürzel „GME“ verwendet: Für GameStop an der Wallstreet und für GME Ressources an der Australien Security Exchange, ASX, Sydney.

AktieGesellschaftISIN
„Ziel-Aktie“GameStopUS36467W1099
„Irrtums-Aktie“GME Ressources Ltd.AU000000GME7

Börsenerfolge: mit diesen drei goldenen Regeln langfristig gewinnen

Schnelles Handeln an der Börse ist „sexy“ geworden. Und gesunkene Transaktionskosten schaffen zusätzliche Trading-Anreize. Gerade deshalb sollten Marktteilnehmer und damit auch Ihre Kunden

  1. genau prüfen, in welche Aktie sie investieren,
  2. nie einem „Guru“ blind folgen,
  3. nicht kurzfristig „zocken“, sondern langfristig investieren.

Der Kauf von breit gestreuten Aktien- und Mischfonds klingt da fast schon langweilig. Die Sorgen, einen Teil des Geldes durch den Kauf der falschen Aktie zu verlieren, kann Fondspolicen-Eigentümern genommen werden. Und auch die Sorge, dass sie dafür zu viel Zeit fürs Trading investieren. Vielleicht nutzen Ihre Kunden die dadurch gewonnenen Zeit zum Kauf eines neuen Haushaltgeräts.

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