Bullen vs. Bären – Optimisten vs. Pessimisten: Wer gewinnt am Kapitalmarkt?

Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer:  

Bären schlagen mit ihren Pranken nach unten, während Bullen mit ihren Hörnern nach oben stoßen. Dieser zoologische Vergleich steht für fallende und steigende Wertpapierkurse an den Börsen. Doch wer gewinnt den Wettstreit zwischen den optimistischen Bullen und den pessimistischen Bären? Was die aktuelle Marktsituation mit Optimismus und Pessimismus zu tun hat, dazu hat sich Dr. Klaus Mühlbauer, Referent für Kapitalmarktseminare, Gedanken gemacht.

Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.

Erwartete Unternehmensgewinne sind der Schlüssel: Börse handelt Zukunft

Pessimisten wird am Kapitalmarkt große Aufmerksamkeit geschenkt. Schließlich empfinden wir ihre Argumentation als bedrohlich. Unsere Verlustaversion ist hoch. Wer möchte nicht dem nächsten prophezeiten Börsen-Crash entgehen? Optimisten hingegen wirken eher blauäugig. Steigende Aktienkurse wünschen sich die meisten Investoren. Doch insbesondere in einem krisengeprägten Umfeld fällt es manchmal schwer, an Kurszuwächse zu glauben.

Wie also soll man die langfristige Entwicklung von Aktienkursen einschätzen?

Unternehmensgewinne sind gleichermaßen Basis und „Motor“ von Aktienkursverläufen.

Das zeigt sich insbesondere, wenn man aktuelle Aktienkurse ins Verhältnis zu zukünftig erwarteten Unternehmensgewinnen setzt und so das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einer Aktiengesellschaft errechnet.

Notiert eine Aktie beispielsweise bei 200 € und wird für das kommende Jahr ein Gewinn von 20 € pro Aktie erwartet, ergibt sich das folgende KGV:

200 € : 20 € = 10

Würde sich nun der erwartete Gewinn auf 10 € pro Aktie halbieren, dann müsste der Aktienkurs auf 100 € fallen, um das KGV konstant bei 10 zu halten. Dieser Logik folgend würde eine Gewinnverdoppelung zu einer Verdoppelung des Aktienkurses führen.

Glaubt die Mehrheit der Marktteilnehmer an höhere oder geringere Unternehmensgewinne, dann kaufen oder verkaufen sie entsprechend ihrer Meinung Unternehmensanteile. Infolgedessen steigen oder fallen Aktienkurse oft als Ergebnis dieses Handelns. Daher kommt auch der Begriff der sich selbst erfüllenden Erwartungen: „self-fulfilling prophecies“.

Die Gretchenfrage nach der Entwicklung der Unternehmensgewinne und damit der Aktienkurse lautet:

„Glauben Sie, dass es zukünftig Unternehmen geben wird, die steigende Gewinne erwirtschaften?“

Die Antwort liegt auf der Hand: Natürlich wird es immer Unternehmen geben, die steigende Gewinne erzielen. Man denke nur an Masken- und Desinfektionsmittelhersteller während der Pandemie.

Pessimismus lässt uns zuhören

Negative Aussagen erregen unsere Aufmerksamkeit. Bücher von „Crash-Propheten“ sind schnell vergriffen. Werden Börsenabstürze nur oft genug publiziert, wird der eine oder andere „Prophet“ wahrscheinlich irgendwann richtigliegen. Das ist wie bei einer Uhr, die stehen geblieben ist. Zweimal am Tag geht auch diese Uhr richtig.

Pessimisten weisen gerne auf die schlechtesten Tage von Kursentwicklungen hin, die es natürlich idealerweise zu vermeiden gilt. Leider läutet an den Börsen jedoch keine Glocke beim „Richtungswechsel“ der Kurse.

Die 5 schlechtesten Tage des Deutschen Aktienindex (DAX):

DatumEröffnung (in Punkten)Schluss (in Punkten)Wertentwicklung
16.10.1989 1.5891.386 –12,8 %
12.03.2020 10.4399.161–12,2 %
19.08.1991 1.6531.498–9,4 %
11.09.2001 4.6704.273–8,5 %
28.10.1997 3.8793.567–8,0 %
Quelle: Dax Statistik | Crash | beste, schlechteste Tage – boerse.de, Werte ab 1988 berücksichtigt und gerundet

Auffällig ist, dass nicht der Corona-Crash am 12. März 2020 – immerhin der schnellste Crash der Weltgeschichte – diese Negativ-Tabelle anführt, sondern ein Oktobertag im Jahr 1989. Lange ist’s her. Man sieht also, dass heftige Kurseinbrüche kein Phänomen der aktuellen Zeit sind.

Süffisant bemerkte der Börsenoptimist Mark Twain bereits vor über 100 Jahren: „Aktienmarkteinbrüche sind wie Weihnachten. Sie kommen alle Jahre wieder.“

Für Optimisten bestehen langfristig betrachtet die größeren Gewinnchancen

An den Aktienmärkten sind die Marktteilnehmer im Lager der Optimisten von langfristig steigenden Unternehmensgewinnen und somit auch von langfristig steigenden Kursen überzeugt. Sie fokussieren sich auf die jeweils besten Börsentage.

Die 5 besten Tage des DAX:

DatumEröffnung (in Punkten)Schluss (in Punkten)Wertentwicklung
13.10.2008 4.5445.062+11,4 %
28.10.2008 4.3354.823+11,3 %
24.03.2020 8.7419.701+11,0 %
24.11.2008 4.1274.554+10,3 %
09.03.2022 12.83113.848+7,9 %
Quelle: Dax Statistik | Crash | beste, schlechteste Tage – boerse.de, Werte ab 1988 berücksichtigt und gerundet

Das größte Tagesplus gab es vor allem in schwierigen Zeiten, wie beispielsweise 2008 während der Finanzkrise oder 2022 zu Beginn des Ukrainekriegs. Trotz allem Optimismus sollten Risiken in Form von Kursschwankungen jedoch nicht ausgeblendet werden. Denn Schwankungen gehören zum Aktienmarkt wie Gewitterwolken zu einem heißen Sommer.

Von 1.000 auf 15.000 DAX-Punkte: wie Zeit und Optimismus zusammenhängen

Ein wesentliches Differenzierungsmerkmal zwischen Optimisten und Pessimisten ist der Zeithorizont. Den plötzlichen und kurzfristigen Börsen-Crash im März 2020 haben viele Pessimisten „schon immer kommen sehen“. Optimismus ist an den Kapitalmärkten oft mit langen Zeithorizonten verbunden, denn langfristig lassen sich an den Börsen überwiegend steigende Kurse beobachten. Der Arbeitskreis Deutscher Aktienindex startete die Berechnung des DAX Ende 1987 mit 1.000 Punkten. Wie aber kann der DAX heute bei 15.000 Punkten stehen, wenn er scheinbar andauernd fällt?

Quelle: Dax Charttechnik | Dax Profichart | Indikatoren | GDs – boerse.de

Schwankende Börsenkurse zeigen, dass sowohl Optimisten als auch Pessimisten an den Märkten aktiv sind. Langfristig steigende Börsenkurse sind der Beweis dafür, dass das Lager der Optimisten offensichtlich das größere ist. Nicht umsonst heißt es am Kapitalmarkt: „Optimisten bauen Flugzeuge, Pessimisten nähen Fallschirme!“

Welchen Kundentyp haben Sie?

Nutzen Sie den Wettstreit zwischen Bullen und Bären am besten gleich für Ihr nächstes Beratungsgespräch und zeigen Sie Ihren Kunden, warum sich ein optimistischer Blick auf die Kapitalmärkte wirklich lohnen kann.


Nicht verpassen! Online-Seminar mit Kapitalmarktexperte Dr. Klaus Mühlbauer

Am 9. März 2023 betrachten Dr. Klaus Mühlbauer und Christoph Schröder, Investmentexperte von Canada Life, das aktuelle Marktumfeld. Erfahren Sie unter anderem, wie Sie mit passenden Geschichten zielführende Kundengespräche gestalten.

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