Aktienfonds: Belohnt wird das Durchhalten

Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer:  

In den 2020er Jahren dreht sich das „Kurskarussell“ an den Börsen ganz besonders schnell. Unwahrscheinliche, aber eben nicht unmögliche Szenarien prägen die Kapitalmärkte: Explodierende Inflationsraten haben ruckartig gestiegene Zinsen zur Folge, die wiederum mit dramatischen Kurseinbrüchen festverzinslicher Wertpapiere einhergehen. Derweil zündet der Deutsche Aktienindex DAX den Turbo und klettert seit dem schnellsten Crash der Weltgeschichte im März 2020 auf ein neues Allzeithoch im Mai 2023. Das richtige „Timing“ scheint besonders bei Aktieninvestments zunehmend schwieriger zu werden. Welche 3 Dinge erfolgreiche Aktieninvestoren von dem Polarforscher Ernest Shackleton lernen können und welche Denkirrtümer auf dem Weg zum Aktienerfolg lauern, dazu hat sich Dr. Klaus Mühlbauer, Referent für Kapitalmarktseminare, Gedanken gemacht.

Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.

Neues All-Time-High am Aktienmarkt: Das müssen Sie wissen

Immer wenn Indices neue Höchststände erreichen, sehen sich „Zögerer und Zauderer“ darin bestätigt, nicht in Aktien zu investieren. Sie warten. Auf niedrigere Kurse. Schließlich möchte man nicht zu teuer einkaufen. Viele Menschen zögern oft jahrelang – und verpassen damit die langfristig tollen Chancen breit gestreuter Aktieninvestments.

Aktuell ist wieder eine dieser „Zauderer-Phasen“. Der Deutsche Aktienindex DAX hat mit 16.332 Punkten einen neuen Höchststand erklommen. Allerdings ist die innewohnende Dramatik des Begriffs „All-Time-High“ völlig übertrieben. Schließlich ist der DAX seit seiner Einführung mit 1.000 Punkten Ende 1987 – mit allen dazugehörigen Schwankungen und Crashs – enorm gestiegen. Es ist ein einfacher mathematischer Umstand, dass es bei langfristig steigenden Indexständen immer wieder höhere Kurse als in der Vergangenheit geben wird. Beim DAX und seinem Vorgänger, dem Index der Börsen-Zeitung, lassen sich seit 1959 insgesamt 572 Höchststände ermitteln.1

15 ausgewählte DAX-Höchststände

Quelle: DAX, langfristiger Chart | seit Beginn | ewiger Chart – boerse.de

Aktieninvestments: starten statt warten

Ein Blick auf die Kursentwicklung zeigt, wie profitabel es gewesen wäre, wenn man von Anfang an dauerhaft investiert gewesen wäre. Der Blick in die Zukunft ist jedoch oft von negativen Erwartungen geprägt. Die Erkenntnis, dass die „richtigen“ Ein- und Ausstiegszeitpunkte nur mit Glück zu treffen sind, hält viele Leute von einem Börsenengagement ab.

Dieses Denken basiert auf 2 Irrtümern:

Bei all den Börsen-Hochs und -Tiefs ist es für Aktienfondsbesitzer oft mental schwierig, langfristig investiert zu bleiben. Als zu groß erweisen sich die parallel zu den Börsenkursen verlaufenden Gefühlsschwankungen. Für langfristig erfolgreiches Investieren an den Börsen hilft der Vergleich mit einer historischen Expedition zum Südpol.

Ernest Shackleton – tragischer Held im ewigen Eis

Am 8. August 1914 brachen der Polarforscher Ernest Shackleton und seine Besatzung mit dem Segelschiff „Endurance“ in Richtung Südpol auf. Ihr Plan war, im Weddellmeer zu ankern und im Anschluss mit Hundeschlitten zum Südpol zu gelangen. Shackleton unterschätzte jedoch das Drifteis der Antarktis und die Endurance wurde im Februar 1915 vom Eis eingeschlossen. Als im November 1915 die Eisschollen den Rumpf des Segelschiffs zerdrückten und die Endurance sank, schien das Schicksal Shackletons und seiner Mannschaft auf dramatische Weise besiegelt.

Nach enormen Entbehrungen und unter Aufbringen letzter Kraftreserven schaffte es die gesamte Mannschaft im Januar 1916 mit Rettungsschiffen auf die unbewohnte Insel „Elephant Island“. Von dort aus konnten sie Hilfe holen. Alle 28 Seeleute überlebten. Ihr Durchhalten wurde belohnt!

Das können Anleger von Shackleton lernen

Ernest Shackleton brach voller Zuversicht und Optimismus in Richtung Südpol auf. Ähnlich waren viele Investoren nach dem gewinnträchtigen Börsenjahr 2021 (MSCI World: +31 %) in Aufbruchstimmung. Die positiven Erwartungen erfüllten sich jedoch weder bei der Polarexpedition noch an den Börsen. Schließlich folgte ein katastrophales Kapitalmarktjahr 2022 (MSCI World: –13 %). Das vom Polarforscher unterschätzte Drifteis kam für die Seeleute vermutlich ähnlich überraschend wie für Aktienfondsbesitzer der Ukraine-Krieg.

Shackleton hoffte, dass der kommende arktische Sommer eine kurzfristige Lösung in Form von geschmolzenem Eis und einer freien Segelroute bringen würde. Zeitgleich befürchtete er, dass sein Schiff sinken könnte. Doch selbst nachdem die Endurance auf dem Meeresgrund lag, gab es für alle ein „Happy End“. Auch viele Kapitalanleger sind bei den aktuellen Höchstständen hoffnungsfroh und misstrauisch zugleich. Niemand kann sagen, wie lange die „wärmenden Sonnenstrahlen“ positiver Gewinnerwartungen das Börsenparkett durchfluten. Von langfristig steigenden Aktienmärkten sind jedoch viele Investoren überzeugt.

Welche 3 Eigenschaften sicherten Shackleton das Überleben und können Aktienfondsinvestoren langfristig helfen?

  1. Standhaftigkeit: Shackleton hielt selbst bei katastrophalen Nachrichten standhaft an seinen Zielen fest (lediglich seinem Logbuch vertraute er gelegentlich seinen Frust an: „Wenn Dinge ‚einfach‘ sind, dann beginne ich diese zu hassen!“).
  2. Widerstandskraft: Der berühmte Polarforscher agierte auch bei großen Verlockungen nie kurzfristig mutig (Logbucheintrag: „Lieber ein lebender Affe als ein toter Löwe!“).
  3. Ausdauer: Er war langfristig immer konsequent (und sicherte somit das Überleben der ganzen Mannschaft).

Nutzen Sie – am besten gleich heute – die 3 „Shackleton-Attribute“, um mit Kunden gezielt die langfristigen Chancen von Aktieninvestments zu erörtern.

Raten Sie ihnen:

Fazit

Empfehlen Sie Ihren Kunden, bei Geldanlagen nie mutig, jedoch immer konsequent zu sein. Belohnt wird das Durchhalten!


1 Quelle: Süddeutsche Zeitung  

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