
Volatilität als Kompass – wie Sie Fonds besser bewerten und empfehlen
Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer
Anfang April schickten unerwartete US-Zollankündigungen die globalen Aktienmärkte auf Talfahrt. Inzwischen zeigt sich jedoch, dass sich viele Marktteilnehmer an die amerikanische Handelspolitik gewöhnt haben – die Marktschwankungen sind aktuell vergleichsweise gering. Mit weiterhin hohen Kursen mehren sich jedoch die warnenden Stimmen vor zunehmenden Risiken und Kunden werden nervös. Doch genau hier liegt Ihre Chance: Mit der richtigen Beratung und Produkten wie Fondspolicen helfen Sie Ihren Kunden, Ruhe zu bewahren – und langfristig mehr aus ihrem Investment zu machen. Dr. Klaus Mühlbauer, Experte für Kapitalmarktseminare, zeigt, worauf es jetzt ankommt.

Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.
Volatilität: Die meist unterschätzte Kennzahl im Fonds-Check
In einer zunehmend komplexen Investmentwelt sind aussagekräftige Kennzahlen unerlässlich. Während die Rendite oft im Mittelpunkt steht, werden Risikokennzahlen oft vernachlässigt. Dabei zählt die Volatilität zu den wichtigsten Kennzahlen bei der Beurteilung von Fonds: Sie zeigt, wie stark Kurse schwanken und hilft bei der Diversifikation von Portfolios.
Der Begriff „Volatilität“ geht auf das italienische Wort „volare“ (fliegen) zurück und beschreibt die Schwankungsbreite von Wertpapieren in einem bestimmten Zeitraum:
- Sie gibt an, wie stark der Kurs eines Fonds oder eines Index im Laufe der Zeit von seinem Durchschnittswert abweicht.
- Berechnet wird sie als Standardabweichung der Renditen.
- Sie wird in Prozent angegeben.
Je höher die Volatilität, desto größer die Wertschwankungen eines Fonds. Ein Beispiel: 2 Fonds erzielen jeweils 6 % durchschnittliche jährliche Rendite über 5 Jahre. Fonds A mit 7 % Volatilität weist ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis auf als Fonds B mit einer Volatilität von 15 %.
Aktuelle Marktlage: Schwankungen unter dem Durchschnitt
Volatilität kann ein „launiger Gast“ im Vermögen sein, denn manchmal braust sie auf. Derzeit liegen die Schwankungen an den Aktienmärkten sogar unter den langfristigen Durchschnittswerten. Auch deswegen könnte künftig wieder höhere Volatilität zu erwarten sein.
Schwankungen ausgewählter Aktienindizes
Index | Volatilität (3 Monate) | Volatilität (1 Jahr) | Volatilität (5 Jahre) | Langfristiger „Vola-Korridor“ |
---|---|---|---|---|
DAX | 14,3 % | 17,7 % | 38,9 % | 20 % - 25 % |
S&P 500 | 10,6 % | 19,0 % | 38,8 % | 15 % - 25 % |
Nikkei 225 | 15,9 % | 23,3 % | 45,9 % | 20 % - 25 % |
Kursschwankungen verbinden Investoren zumeist mit fallenden Kursen. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass Volatilität durch Bewegungen in beide Richtungen entsteht und nicht zwischen positiven und negativen Schwankungen unterscheidet. Ein Fonds, der häufig stark steigt und selten fällt, kann dieselbe Volatilität aufweisen wie ein Fonds mit stetigem Auf und Ab. Daher sollte die Volatilität nie isoliert betrachtet werden.
Praktische Anwendung: Chancen und Grenzen der Volatilität
Volatilität bedeutet nicht nur Risiko, sondern eröffnet auch Chancen:
- Risiken: Bei kurz- bis mittelfristigen Anlagehorizonten können starke Kursschwankungen zu Verlusten führen. Eine Kombination aus volatilen Aktienfonds und stabilen Rentenfonds kann für viele Anleger eine sinnvolle Portfoliostruktur sein.
- Chancen: Höhere Volatilität kann auf größere Ertragschancen von Fonds hinweisen. Gerade wachstumsorientierte Strategien – etwa bei Technologiefonds – weisen oft höhere Schwankungen auf, die jedoch langfristig mit überdurchschnittlicher Rendite einhergehen können.
Ein praktisches Beispiel ist der Durchschnittskosteneffekt („Cost Average Effekt“): Wer regelmäßig feste Beträge investiert, kauft zu unterschiedlichen Kursen und profitiert langfristig von einem günstigen Durchschnittspreis, wenn am Ende einer Betrachtungsperiode der tatsächliche Fondskurs über dem durchschnittlichen Einkaufskurs liegt. Langfristig steigende Aktienmärkte waren in der Vergangenheit zu beobachten.
Für Anleger bedeutet das: Volatilität kann gerade bei der aktuell empfunden „Zoll-Unsicherheit“ ein nützliches Steuerungsinstrument im Portfolioaufbau sein – wenn sie bewusst eingesetzt wird.
Zollpolitik und Börse: Wenn Politik die Märkte verunsichert
Märkte lieben Berechenbarkeit. Umso stärker sorgt die wechselhafte US-Zollpolitik für Unsicherheit – besonders in den USA, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung für ihre Altersvorsorge in Aktien investiert. Dieses Wählerpotenzial dürfte die Regierung kaum durch erhöhte Kursschwankungen verärgern wollen.
Anzahl und Anteil von Aktionären in ausgewählten Ländern
Land | Anzahl an Aktionären | Anteil an der Bevölkerung |
---|---|---|
USA | 185,4 Mio. | 55 % |
Deutschland | 11,8 Mio. | 14 % |
Gerade im Hinblick auf die kommenden US-Zwischenwahlen* („Midterm Elections“) – bei denen über die Politik des Präsidenten abgestimmt wird – spielt die Stabilität der Märkte also auch eine politische Rolle.
Fazit: Volatilität als Navigationsinstrument, nicht als Gegner
Beleuchten Sie in Ihren nächsten Kundengesprächen nicht nur die Risiken, sondern auch die Chancen der Schwankungen bei Fondskursen. Eine fundierte Bewertung von Volatilität ist ein wesentlicher Baustein jeder Anlagestrategie. Fondspolicen können dabei eine wertvolle Rolle übernehmen: Sie fördern Disziplin, helfen Emotionen in volatilen Zeiten zu kontrollieren und ermöglichen so, langfristig von den guten Ertragschancen der Aktienmärkte profitieren.
Volatile Phasen langfristiger Investments lassen sich gut mit Steinen vergleichen, die in den Weg gelegt werden. Oder, um es mit Goethe zu sagen: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“ – im besten Fall ein kleines Vermögen.
* Die Zwischenwahlen finden in den USA vom 07. April 2026 bis 03. November 2026 statt.