Die Geschichte der Nobelstiftung und ihre Lehren für das eigene Vermögen

Gastbeitrag von Dr. Klaus Mühlbauer

In den letzten Wochen hat sich ein lang verschwundener Gast wieder im Wohnzimmer der Sparer blicken lassen: die Inflation! So sehr Tagesgeld- und Sparbuchsparer den Kaufkraftverlust „verteufeln“, so sehr hilft Inflation den zahlreichen Schuldnern dieser Welt. Vor allem staatliche Schuldenberge werden immer höher. Für Schulden gilt: „Weginflationieren“ ist die einfachste Form der „Rückzahlung“. Als Folge dessen wird Inflation vermutlich ein Dauergast im Wohnzimmer und im Vermögen bleiben. Was die Nobelstiftung mit Inflation und dem Schutz von Vermögen zu tun hat: Dr. Klaus Mühlbauer, Referent für Kapitalmarktseminare, hat sich dazu gezielt Gedanken gemacht.


Dr. Klaus Mühlbauer ist Kapitalmarktexperte mit langjähriger Börsen- und Vertriebserfahrung. Seit 2013 ist er als selbstständiger Unternehmensberater, Buchautor und Referent für Kapitalmarktseminare tätig. In unserem Online-Magazin beleuchtet er den Finanzmarkt und teilt sein Investment-Know-how.

 

 

 

 

Die Nobelstiftung: Wie alles begann

Am 10. Dezember 1896 verstarb Alfred Nobel, der Erfinder des Dynamits. Seit 1901 werden jedes Jahr an seinem Todestag die berühmten Nobelpreise verliehen, und zwar für:

Der geniale Tüftler und clevere Geschäftsmann baute zu Lebzeiten ein großes Vermögen auf – und auch den zweifelhaften Ruf als „Kaufmann des Todes“. Vermutlich von großen Zweifeln über sein Lebenswerk geplagt, setzte Alfred Nobel sein Testament auf. Dieses brachte den größten Teil seines Vermögens mit folgendem Wortlaut in eine Stiftung ein:

„Das Kapital, von den Nachlassverwaltern in sicheren Wertpapieren angelegt, soll einen Fonds bilden, dessen Zinsen jährlich als Preisbelohnung an diejenigen verteilt werden soll, die im abgelaufenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erwiesen haben.“

Viel Geld damals, viel Geld heute

Bei der ersten Ausschüttung der Stiftung konnten jedem Preisträger 150.782 Schwedische Kronen ausbezahlt werden. Wechselkurs-Bewegungen und Inflationsraten berücksichtigt, entspricht diese Summe heute einem Betrag von 700.000 Euro. 2020 konnten die Nobelpreisträger sogar jeweils 950.000 Euro auf ihren Konten verbuchen.

Die Stiftungsverwalter hatten es geschafft, das Auszahlungsniveau über eine Zeit von fast 120 Jahren real zu steigern. Also sogar unter Berücksichtigung der Inflation. Das ist eine sehr beachtliche Leistung, denn die Geschichte der Nobelstiftung ist geprägt durch Inflation.

Zu Beginn wurde das gesamte Stiftungskapital in Schwedischen Staatsanleihen angelegt, und damit in „sicheren Wertpapieren“. Diese Anlagestrategie sorgte jedoch bereits nach wenigen Jahren dafür, dass das nominale Stiftungsvermögen ebenso stagnierte wie die jährliche Ausschüttung. Der reale Wert sowohl des Kapitals als auch der Ausschüttungen sank so wegen steigender Geldentwertung.

Wie sicher ist sicher?

Das langfristig enorme Inflationsrisiko wurde natürlich erkannt. Man wollte jedoch von der ausschließlichen Geldanlage in Schwedische Staatsanleihen nicht abweichen. Als Ventillösung dieses Dilemmas befreite das Parlament die Nobelstiftung im Jahr 1946 von der Einkommensteuer. Das ist deshalb besonders bedeutend, weil die Stiftung zu dieser Zeit der größte einzelne Steuerzahler Schwedens war.

Diese „Rettungsaktion“ war jedoch nur von kurzem Erfolg. Bereits 1953 stand das Stiftungsvermögen wieder auf tönernen Füßen. Die Erträge aus ausschließlichen Investitionen in Geldwerte waren zu gering, um sowohl Ausschüttungen zu leisten als auch das Stiftungsvermögen real zu erhalten. Man hatte erkannt: Nur ein gesunder Vermögensmix aus Geldwerten (Anleihen) und Sachwerten (Aktien und Immobilien) bot eine tatsächliche Sicherheit, um die Kapitalsubstanz zu erhalten.

Die Verantwortlichen konnten zum ersten Mal auch in Aktien investieren. Die – vor allem kurzfristigen – Risiken von Schwankungen des Aktienmarkts nahm man also bewusst in Kauf. Denn nur durch ein solides Maß an Aktieninvestments konnte die Stiftung überhaupt erhalten werden.

Nobelstiftung und Lehman-Pleite

Die ausgewogene Anlagestrategie wurde mehrmals in der Geschichte intensiv geprüft. Besonders schwere Zeiten durchlebte die Nobelstiftung während der Finanzkrise. Für Anfang des Jahres 2008 ist folgende Vermögenstruktur der Stiftung dokumentiert:

Der Konkurs der Investmentbank Lehman Brothers 2008 und der anschließende Crash an den internationalen Aktienmärkten hat das Stiftungsvermögen dramatisch betroffen. Die Stiftungsverwalter blieben ihrer Linie der Vermögensstreuung jedoch treu. Das Stiftungsvermögen stieg nach dem Tiefpunkt im März 2009 auf ein weit höheres Niveau als 2008 an.

Die heutige Vermögensaufteilung ist so strukturiert:

Die Anteile können +/- 10 % um diese vorgegebene Struktur variieren.

Was Anleger aus den Fehlern der Nobelstiftung lernen

Gerade im aktuellen Umfeld niedriger Zinsen und steigender Inflation gibt es vor allem zwei Parallelen zwischen Kundenvermögen und der Nobelstiftung:

1. Bestandsgrößen

Entscheidend ist nicht der nominale (sichtbare) Anlagebetrag, sondern der reale Anlagebetrag, bei dem die Inflation bereits abgezogen ist.

2. Stromgrößen

Nicht der monatliche Betrag, der Anlegern aus deren Vermögen zufließt, ist von Bedeutung. Vielmehr geht es um die Menge an Gütern und Dienstleistungen, die man für diesen Betrag kaufen kann.

Vor Inflation schützende Sachwerte sind fester Bestandteil der Nobelstiftung. Die Investition auch in Aktien zahlte sich also trotz der damit einhergehenden Schwankungen aus. Der Schauspieler Danny Kaye brachte das Zusammenwirken von Geld- und Sachwerten auf den Punkt: „Geld allein macht nicht glücklich. Man braucht auch Aktien, Gold und Grundstücke!“

Nutzen Sie die Geschichte der Nobelstiftung am besten gleich für Ihr nächstes Beratungsgespräch und zeigen Sie Ihren Kunden, wie sie ihr Vermögen vor Kaufkraftverlust schützen können.

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